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Vorbild der Versöhnung - ein Leben als Jude in Deutschland
Viele Weggefährten Andre Beitners erinnerten sich mit Nicolaus Blättermann: Ein Freund
Das Gespann Beitner/Blättermann, beide Holocaust-Überlebende, trug Ende der 1980er/Anfang der 1990-Jahre maßgeblich dazu bei, dass sich die jüdischen Emigranten aus Osteuropa in ihrer neuen Heimat zumeist gut integrieren konnten. Rehbein, der 1997 eine Biografie über Andre Beitner veröffentlichte, stellte das vielfältige Engagement Beitners für sein Bad Kreuznach heraus, als Zeitzeuge der Verbrechen des Nationalsozialismus bei Vorträgen in Schülern, als Begründer der Waldhilfe, die große Summen für die Rekultivierung des Forstes spendete. Den meisten Bad Kreuznachern ist er als Gastronom so beliebter Lokale wie das „Big Ben“, die „Destille“ und das „Bistro“ in Erinnerung. Josef Traut, ebenfalls ein erfolgreicher Gastronom („Blue Marlin“ und „Cueva“I war als Berufsschüler häufig Gast im Beitner-Imbiss „W23“. Traut brachte zudem noch eine Getränkekarte aus dem „Big Ben“ mit. Damals kosteten 0,2 Liter Löwenbräu 80 Pfennige und ein Barcadi Rum weiß 2,50 Mark. Rehbein zitierte aus seinem Buch: „Morgens die Schüler, mittags die Vertreter und abends die Heiratsschwindler“, witzelte Andre über das bunte Völkchen und das rege Treiben in seiner Kneipe. Im Vorfeld der Veranstaltung hatte Gernot Meyer Grönhof in einer E-Mail an Rehbein seine Teilnahme bedauernd abgesagt: „Als junger Fußballer war ich oft im Big Ben und habe über die Großzügigkeit von Andre Beitner gestaunt.“
Nächster Vortrag am 14. Oktober
Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann, die die 30 Gäste begrüßt hatte, wies zum Abschuss auf den nächsten Vortrag aus der VHS-Reihe „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" hin. Dr. Martin Senner referiert über eine weitere jüdische Persönlichkeit aus Bad Kreuznach: „Ein origineller Zeitgenosse: Moses Mauser (1852-1913)". Termin. Donnerstag, 14. Oktober, 18.30 Uhr, im Haus der Stadtgeschichte Mannheimer Straße 189.
Foto: Zu Besuch in Bad Kreuznach ist derzeit Nicolaus Blättermann, der bei seinem Sohn René in der Nähe von Lübeck lebt. Begleitet wurde er zum Vortrag von Hansjörg Rehbein von Werner und Annemarie Fuchs (rechts). Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann (links) hatte die Gäste begrüßt