Mühlenteich

Mühlenteich

In rechteckig gemauertem Kanalprofil wird der Mühlenteich an der Elisabethenquelle von der Nahe abgezweigt, um vor einem Wehr an der Kirschsteinanlage historisch eine Mühle, heute eine Turbine, anzutreiben, ehe er wieder in die Nahe mündet. Durch den Mühlenteich wird ein wichtiger Teil der Kuranlagen mit Hotels, Gastronomie und sonstigem Begleitgewerbe einschl. der das Stadtbild prägenden Pauluskirche zur Insel. Im Rahmen des Auftrages „Stadtarchitektur zum Hochwasserschutz“ waren zwei Schwerpunkte gefragt.

A - Bereich oberhalb der Brückenhäuser (ca. 150 m vor der Mündung)

B - Bereich des Einlaufes am Elisabethenwehr.

zu Teil A

Bild: Hochwasserschutz Mühlenteich Teil A

Um die Stationen wie bisher von unten nach oben zu beschreiben, wird mit dem Abschnitt von den historischen Brückenhäusern bis zur Geißenbrücke begonnen. Die Brückenhäuser sind auf den Mittelpfeilern einer dreibogigen Brücke über den Mühlenteich gebaut. Bisher wurde jedoch bei normalem Abfluss nur der östliche Bogen durchströmt. Die Brückenköpfe bilden im Wesentlichen verschachtelte Häuserblöcke der verschiedensten Epochen.

Im Vorfeld unterhalb der Brücke wurde das Wehr zum Turbinenbetrieb mit einer Fischtreppe aufgewertet.

Das Vorfeld oberhalb der Brückenhäuser wird stadträumlich durch seine Verbindungen östlich zu einem Marktplatz, Fußgängerzone usw. westlich zur Pauluskirche und weiter über die Nahe in einen von Kriegseinwirkungen weitgehend verschonten Teil der Altstadt geprägt. Der zwischen Brückenhäusern und Geißenbrücke ca. 175 m lange und ca. 20 m breite Kanal wurde ca. 70 m vor dem Durchfluss so aufgeweitet, dass jetzt zwei Brückenbögen durchströmt werden. Mit der Verbreiterung der Wasserfläche wird das Element nicht nur selbst besser wahrgenommen als im Kanal, sondern die sogar als Stadtwappen stilisierten Brückenhäuser können sich im Wasser spiegeln - wie dies vorher nur bei Hochwasser möglich gewesen wäre, wenn die Wellen dies zugelassen hätten. Ein wichtiger Teil des Stadtbildes hat sich selbst wieder gefunden – als Spiegelbild.

Die bisherigen Mauern des Mühlenteiches mussten mit enormem Aufwand grunderneuert werden. Die neuen Flügel zur Aufweitung des Kanals konnten durch Lisenen (Mauervorlagen) und architektonisch betonte Mauerköpfe plastisch betont werden. Als Material für die Verblendung der Mauerflächen wurde heller, gelblicher Klinker ausgewählt, im Kronen- und Fußbereich durch rote Klinkerbänder strukturiert. Anders als hammerrechtes Schichten- oder gar Zyklopenmauerwerk – schon von der Härte und Kälte des Materials mehr im Charakter der Abwehr – sollten die Klinker einen freundlich warmen Ton in die Szene bringen.

Das ursprünglich insgesamt hoch über dem normalen Wasserspiegel des Mühlenteiches liegende Gelände beider Ufer wurde im Bereich der Aufweitung durch Flügelmauern über Treppen und Terrassen so gestuft, dass nicht nur auf beiden Seiten Boote anlegen können, sondern der Wasserspiegel hier mit Händen und Füßen buchstäblich begreifbar wird. Die Qualität des Wassers der Nahe und damit auch des Mühlenteiches wurde dadurch offenkundig, dass während der Bauzeit - und damit Trockenlegung des Kanals – aus der Fundamentzone der alten Mauern eimerweise Flusskrebse geborgen und unterhalb des Ausbaues wieder eingesetzt wurden. Aus der Nutzung der angrenzenden Bebauung ist auch eine Bewirtschaftung der Terrassen nahe liegend.

Zwei in gegenüberliegende Mauerköpfe beider Ufer eingebaute Medaillons bilden hier den Auftakt zu einer den Architekturschritten bis in die Anlagen der Roseninsel folgenden Kette. Die Medaillons, wie sie vom Bildhauer Friedrich Pohl gestaltet wurden, thematisieren spirituell das Geschehen des Bauvorhabens. Sie geben der Ingenieurtechnik und dem Streben nach einer angemessenen Architektur die Seele.

Wasser als Leben spendende und Leben zerstörende Kraft

Wasser als spirituelle Dimension christlich-abendländischer Kultur

Wasser als Mythos, Märchen und Poesie

Wasser in seinem Bezug zum Kosmos

Insgesamt 11 Medaillons.

Hier ist im Mauerkopf am Ufer vor der Pauluskirche das Thema dargestellt:

Mensch und Natur
Unter dem Baum des Lebens sind der Sämann und der Fischer dargestellt, beide entnehmen der Natur die für uns notwendigen Nahrungsmittel. Die Ziege ernährt uns mit ihrer Milch. Hahn und Eule stehen für den Tageskreis. Hinter dieser ersten Deutung öffnet sich eine zweite Ebene. Das Gleichnis vom Sämann auf der einen Seite, Geburt und Tod in der Mitte und der Fischzug auf der anderen Seite.

Gegenüber, vor der Restaurant-Terrasse an der Roßstraße das Thema

Mensch und Technik
Das Bild zeigt technische Bauwerke für Wohnung, Verkehr und Energie. Die Gruppe Menschen steigt auf ihrem Weg mitten in diese Welt hinein. Ein kleines Detail am unteren Rand. Auch die Hochwasserschutzmauer in Bad Kreuznach ist eines dieser technischen Bauwerke, und die Medaillons entstehen mit den dem Bildhauer zur Verfügung stehenden technischen Mitteln.

zu Teil B

Bild: Hochwasserschutz Mühlenteich Teil B

Die Schutzmauer im Planungsauftrag zum Hochwasserschutz-Stadtarchitektur bezieht sich auf ein ca. 45 m langes Teilstück von der Friedrichbrücke (Fußgängersteg über den Mühlenteich) bis zur Höhe der vor beschriebenen Bastion „Schlangenhotel“ in Verbindung zur Schutzmauer der Elisabethenquelle. Die hier vorzustellende Mauer bildet die Kante einer kleinen, zum Teil bewirtschafteten gärtnerischen Anlage. Sie bildet eine Loge zur Naturgewalt, denn Strömungsdruck und Treibgut werden an den Mauern um die Elisabethenquelle geteilt bzw. gebrochen. In Lagen aus Porphyrgestein entwickelt sich das Verblendmauerwerk von unten nach oben.

Zyklopenmauerwerk

unregelmäßiges Schichtenmauerwerk bzw. hammerrechtes Mauerwerk

Kopfbalken aus gestocktem Beton

Die Lagen sind durch rote, z. T. räumlich verkantete Klinkerbänder gegliedert. Die Gesamtlänge der Mauer ist durch Lisenen (Mauervorlagen) aus gestocktem Beton in Segmente geteilt. Im Kopfbereich der Lisenen sind, wie im Teil A schon beschrieben, Medaillons aus Buntsandstein (Ø 1,0 m) mit Szenen der schicksalhaften Bindung des Menschen an das Element Wasser eingelassen. Die Reliefs von Friedrich Pohl sind in ihrer Struktur so ausgearbeitet, dass sie von den gegenüberliegenden Anlagen um die Elisabethenquelle gut genug zu erkennen sind. Vom Steg der Friedrichbrücke stromauf:

1. Jonas und der Walfisch

Ein Schiff in schwerer See kämpft gegen den Sturm, eine der Wellen formt sich zu einem das Schiff bedrohenden Walfisch, eine andere zieht einen Mann unter Wasser, der zuvor entkleidet über Bord gestoßen wurde. Diese dramatische, für den Menschen aussichtslos erscheinende Szene ist der sicher bekannteste Teil der Jonasgeschichte. Jonas wird für drei Tage aus dem Reich der Lebenden genommen und unter Wasser im Bauch des Walfischs bewahrt. Als er wieder zurückkehrt, hat er die Kraft, das Volk zu Umkehr und Buße zu bewegen und rettet es damit vor dem Zorn Gottes.

Der über dem Geschehen schwebende Vogel ist die Anwesenheit der himmlischen Macht durch die Höhen und Tiefen des Geschehens.

2. Wasserwesen - Der Wassermann und die Meerjungfrau

Wasserwesen sind lebendige Bilder unserer Vorstellungen, der vom Wasser ausgehenden Kräfte. Mit menschlichem Antlitz und Reizen ausgestattet steht uns diese Art Meeresungeheuer recht nahe. Sie locken den Menschen zum Wasser und täuschen ihn durch ihren eigenen spielerischen Umgang mit dem Element über dessen Gefahren. Der Fries der Fische, der das Bild wie einen Bogen überspannt, steht für das Lebendige im Wasser der Tiefe und des Himmels.

3. Der sich verschlingende Fisch

Der Fisch, der sich verschlingt, ist dargestellt wie die Schlange, die sich in den Schwanz beißt. Ein Zeichen der ewigen Wiederkehr, dem Kreislauf der Zeit. Er bildet eine kleine Schlinge, die ihn einmal nach oben und ganz in die Tiefe führt. Der Kreis schließt sich mit einer großen Schlinge, in der, wie in einer Schaukel schwerelos zwischen Himmel und Erde, ein schlafender Mensch liegt. Jakob träumt den Traum von der Himmelsleiter, auf der die Engel auf- und absteigen, den Kreislauf von Leben und Tod schein- bar nicht beachtend.

4. Das Schlangenmädchen (als Referenz an die Protagonistinnen der Würfelnatter)

Dieses Bild hat seinen Platz gegenüber dem Elisabethenwehr und der Bastion vor der Elisabethenquelle, in dem die Würfelnatter heimisch und geschützt ist. Das Mädchen sitzt auf einem Mauerstück, von Menschen auf der Erde erbaut. Umgeben ist sie von einer Rose, die sie wie eine Laube umgibt. Sie trägt den dornigen Zweig der Realität und Gegenwart, im Duft den Traum, in der Blüte die Liebe und in der Knospe die Zukunft. Sie wendet sich drei Schlangen zu, die ihr wie geheimnisvolle Tiere der Unterwelt und Vertreter eines frühen Erdzeitalters entgegenkommen. Die drei Schlangen und die drei Blüten stehen sich wie Frage und Antwort gegenüber. Der Reiher in seinem majestätischen Flug überspannt das Bild als Zeichen des Himmels.

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