Roseninsel, hinterer Teil

Roseninsel, hinterer Teil

von der Freiherr-vom-Stein-Straße bis zur Salinenbrücke

Von der Freiherr-vom-Stein-Straße ab löst sich die Schutzmauer von der Priegerpromenade und schwenkt in den Park in direkter Linie zum so genannten „Milchhäuschen“, einem Relikt der Rosenschau des Jahres 1905. Um durch den Mauerflügel in den Park den räumlich- optischen Zusammenhang nicht zu zerschneiden, wird der knapp 100 m lange Abschnitt nur als Bekantung eines Fußweges massiv gebaut, die Schutzhöhe kann durch mobile, fugendichte Elemente im Gefahrenfall kurzzeitig aufgesetzt werden.
Zwischen diesem Fußweg und der Priegerpromenade liegt eine offene Rasenfläche im Charakter einer Lichtung. Hier sah das Entwurfskonzept einen differenzierten Wasserspielplatz vor, der aus dem nachfolgend noch zu beschreibenden Fontänenbecken gespeist werden sollte. Leider konnten diese Einrichtungen durch die Notwendigkeit von Einsparungen nicht realisiert werden.

Der nachfolgende Parkabschnitt zwischen „Milchhäuschen“ und dem ca. 130 m stromaufwärts liegenden – ziemlich unansehnlichen – Brunnenhaus der Inselbäderquelle beinhaltet mit dem oben bereits angesprochenen, durch Geländeauffüllungen „versunkenen“, als provisorisch konzipiertem Pavillon der Rosenschau des Jahres 1905 und einer ca. 8 m hohen Fontäne – gespeist aus der Nahe –, das Herzstück der Roseninsel. Hier wurden während der Entwicklung zum Entwurf Alternativen engagiert geprüft:

Fortsetzung der Klinkermauer neben der Promenade

wie vor, jedoch als Sockelmauer mit mobilen Schutzelementen

Erdbauwerke, z. T. kombiniert mit Mauern wie vor beschrieben


Die Entscheidung fiel zu Gunsten einer dammartigen Erdmodellierung in Anbindung an die etwa auf Schutzhöhe liegende, erhaltene Schankterrasse des „Milchhäuschens“ einerseits und ein achsialer Stop vor der Fontäne, genau über dem Standort des „versunkenen“ Pavillons. Die Prüfung seiner baulichen Substanz ergab, dass es sich tatsächlich um reine, schaugemäße Kulissenarchitektur handelte. Ohne alle Bauteile völlig neu zu konstruieren und aufzubauen, wurde eine Demontage und Wiederaufbau auf dem ca. 3,5 m höheren Niveau des Dammes nicht für vernünftig gehalten. Der Vorschlag, das Artefakt so, wie es die Jahrzehnte überlebt hat, im Erdkörper einzuhausen, war nicht konsensfähig. Die Entscheidung ergab, dass die acht Betonsäulen des Pavillons – als Kulissenelemente von substanziell mäßiger Qualität – als eine Art Krone dem Wall sein Gegenüber zum „Milchhäuschen“ geben sollten. Den Reif der „Krone“ bilden leichte Metallgitter in Über-Kopf-Höhe, damit Rankpflanzen einen umfassenden Schleier flechten können. Von der so überkränzten Plattform führt eine achsial ausgerichtete Treppe zum Fontänenbecken. Von der Treppe aus die Böschung umfassende Sitzstufen laden zu sonnenoptimiertem Verweilen, ruhigem Blick in die Nahelandschaft.

Die schon mehrfach erwähnte Achsbeziehung zwischen „Milchhäuschen“ und Fontäne wird durch die Bögen einer Pergola betont, die, wie könnte es anders geplant werden, mit Rosen berankt sind. Bei der Auswahl der Sorten wurde nicht nur auf die Verträglichkeiten der Farben geachtet, sondern last not least auf ihre Duftintensität.
 

Die Durchblicke der Pergola an ihren beiden Achspolen laufen nicht in allgemeines Grün oder gegen Architekturfragmente. Die die Höhe der Pergola noch übersteigende Fontäne des einen Pols findet sinnhaften Bezug zu dem Denk- und Mahnmal „Der Durst“ am anderen Ende vor der Terrasse des „Milchhäuschens“. In lebensgroßer Bronzeplastik von Ludwig Cauer (1866 - 1947): zwei englische Kolonialsoldaten kämpfen um einen Helm voll Wasser. Das Denkmal sollte in London an den Krieg gegen die Buren in Südafrika (1899 - 1902) erinnern, wurde jedoch nach seiner Fertigstellung als nicht heroisch genug abgelehnt und zurückgegeben. So betrachtet ist es auch heute als Anti-Kriegs-Mal zu verstehen.

 

 

Die langgestreckte Fläche zwischen der der Priegerpromenade zugewandten Flanke des Walles und der Platanenreihe vor der Promenade war im Entwurf als Wasserfläche geplant. Ihre Ufer näherten sich im Bereich des „Milchhäuschens“ so, dass sie eine kleine Brücke verbinden konnten. Danach war eine erneute teichartige Aufweitung möglich, deren Überlauf letztlich den vor erwähnten Wasserspielplatz versorgen sollte. Abgesehen davon, dass internes Wasser aller Spielarten einen Park vom Erlebniswert außerordentlich bereichert, sollten die sich längs zur Promenade entwickelnden Wasserszenen an den Nahearm erinnern, der hier die Insel umfasste (s. Abb. Entwurf).

Von den inszenierten Wasserflächen, gespeist aus dem Überlauf des Fontänenbeckens, ist ein kleiner Wasserlauf im Charakter eines Bächleins doch zur Ausführung gekommen. Damit ist auch nachfolgend zumindest die Chance gegeben, hier reichere Bilder zu entwickeln, z. B. als Spiegelbilder der Rosenpergola einerseits und der Platanen andererseits. Von der Promenade aus jenseits des Bächleins sind in die Böschung des Schutzwalles anspruchsvoll verblendete Mauern eingeschnitten. Sie sind auf Punktfundamenten aufgebaut. Sie halten den Wurzelbereich von zwei prachtvoll entwickelten Blutbuchen offen.

Auch der unvermeidbare Auffüllungsbereich des Walles als Wurzelraum ist ca. bis zu beiden Kronentraufen in der Form luftgängig erhalten worden, als hier nach dem Abschälen der Rasennarbe – von Hand – eine hohlraumreiche Steinschüttung aufgetragen wurde. Das Einrieseln und Sickern von Schlämmkorn aus der darüber liegenden Schüttung wird durch ein Geotextil verhindert.

Der durch das rote Laub der Buchen mystisch-diffus belichtete und von 3 Seiten durch rötlich getönte Natursteinverblendungen gefasste Raum sollte ursprünglich durch eine würfelförmige, weiße Marmorplastik zusätzlich übersteigert werden. Die Plastik ist bereits existent, sie liegt mitten in der Rasenfläche zur Nahe als Vorfeld der Stadtkulisse in der Kirschsteinanlage; - landschafts- und stadtarchitektonisch ein Unfall. Aus Kostengründen konnte der Transfer zu der für dieses Objekt inszenierten Stelle mittig zwischen den Buchen nicht durchgeführt werden.

Der vor beschriebene landschaftsnah modellierte Wall ist im Bereich des „Milchhäuschens“ und im Umfeld der Fontäne mit Zierkirschen (Prunus yedoensis) bepflanzt. Ihre intensive Blüte im Frühjahr und ebenso die Laubfärbung im Herbst sollen in der Örtlichkeit den Charakter der Jahreszeit steigern. Über den Sommer bieten die ausladenden, leicht überhängenden Kronen lichten Schatten. Die Schutzfunktion des Erdwalles wird durch an den Kopfenden einbindende Mauerflügel mit Klinkerverblendung ergänzt.

Im weiteren Verlauf stromauf, also in Richtung Salinenbrücke, streckt sich hinter dem umpflanzten Gebäude der Inselbäderquelle wiederum ein ca. 140 m langer, landschaftsnah modellierter Erdwall, dessen Höhe der Schutzfunktion entspricht. Vor allem zur Nahe ist seine weich auslaufende Rasenböschung diagonal zu den Höhenschichten im Raster von 6,0 x 6,0 m mit Zierkirschen (Prunus yedoensis) bepflanzt. Das Raster steht im Kontrast zur lieblichen Auelandschaft und steigert sie damit.

Einen besonderen Höhepunkt des Parkerlebnisses in der Landschaft bildet hier die zur Nahe vorspringende Kanzel aus rotem Klinkermauerwerk, deren Kern ein Bronzestandbild von Bildhauer Hugo Cauer (1864 - 1918) des Fürsten von Bismarck einnimmt. In stoischer Ruhe blickt der einstige Reichskanzler aufrecht über den Fluss. Er ist zwar Relikt einer vergangenen Epoche, wirkt aber bis heute durch die von ihm durchgesetzte Sozialversicherungspflicht und besonders aktuell sein Gesetz zur Trennung von Kirche und staatlichem Schulwesen.

Über die letzten ca. 110 m bis zur Salinenbrücke entwickelt sich das Niveau der Priegerpromenade so, dass auf weitere Mauern oder Dämme verzichtet wurde. Als parkseitiger Sockel neben der Promenade wurde die Basis für mobile Schutzelemente gebaut.

Die Priegerpromenade stößt an ihrem Ende zwar direkt auf die Salinenstraße als Hauptverkehrsträger, der Fuß- und Radweg schwenkt jedoch schon ca. 15 m vorher rechtwinklig zur Nahe ab und unterquert die Fahrverkehrsbrücke in Richtung Salinental. In einer angemessen schlichten Architektur – ähnlich den offenen Pavillons am Kurpark – wird dieser Knick im funktionalen Ablauf und räumlichen Ende der Allee gefasst.

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