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Schüler*innen des Gymnasiums an der Stadtmauer als „Detektive“ im Stadtarchiv
Wer war Margot Pottlitzer-Strauß?
Franziska Blum-Gabelmann hatte den Schülern eine „Archiv-Box“ mit Repliken aus dem Nachlass von Margot Pottlitzer-Strauss zusammengestellt: Fotos, Postkarten, täuschend echte Kopien von Dokumenten wie den Pass, Zeugnisse der „Einser-Schülerin“ und ein Notizbuch mit Eintragungen über ihr Studium der Zeitungswissenschaften, das sie 1928 begonnen hatte sowie Berichte aus dem Oeffentlichen Anzeiger, die sie verfasst und mit ihrem Namen bzw. mit ihrem Kürzel „mst“ gekennzeichnet hat. Unterlagen über Arisierung und Wiedergutmachung wie persönliche Korrespondenz komplettieren das Bild einer Überlebenden. Den Schüler*Innen sollte an einem konkreten Beispiel der Umgang mit Archivalien nähergebracht werden. Biografieforschung, die die Teilnehmer mit dem Nationalsozialismus in ihrer Stadt konfrontierte und den Folgen, die dies im Einzelfall haben konnte. Die eigens für den Nachlass Pottlitzer-Strauss entwickelte „Forschungs-Box“ soll auch in Zukunft bei Schüler*Innen eingesetzt werden. Eine weitere, eigens für die Erwachsenenbildung konzipierte, wartet auf ihre Anwendung.
Die Schülergruppe warf auch einen Blick auf das Elternhaus der Tochter des Weinkomissionärs Jacob Strauss in der Baumgartenstraße 5 (dort sind heute der Treffpunkt Reling und die Tafel Bad Kreuznach untergebracht). An einem sehr kurzweiligen Vormittag setzten die Schüler*innen die Informationen wie Puzzle-Stücke zu dem Portrait einer interessanten Frau zusammen, die 1961 eine Biografie über ihre ehemalige Lehrerin verfasste: Lina Hilger (1874-1942), einst Leiterin der städtischen Mädchenschule und Namengeberin des Bad Kreuznacher Gymnasiums, welches an einer Seite an die Lina-Hilger-Straße grenzt. Begleitet wurde die Schülergruppe von der ehemaligen Lehrerin Christiane Kasper, die ein äußerst positives Fazit zieht: „Die Recherche fesselte die ganze Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler und führte zu Ergebnissen, die anhand von verschiedenen Registern überprüft und z.T. korrigiert werden mussten. Eine wichtige Erkenntnis: Jede Hypothese muss überprüft werden.“
Der Tag im Stadtarchiv startete mit einer Führung durch die Magazine des Hauses. Mitarbeiterin Sarah Förster holte unter anderem die Original-Urkunde der Stadtgründung aus dem Jahr 1241und das fünf Kilo schwere Schatzungsbuch aus den Kartons. Der Buchrücken ist mit Leder umspannt und mit Kupferschnallen verziert. Anhand des Buches erklärte sie die Redewendung „Ein Buch aufschlagen“, denn ohne Schlag auf den Buchdeckel öffnet es sich nicht. Das Buch gibt für den Zeitraum 1715 bis 1736 Auskunft über die Besteuerung von Grundstücken und Häusern.
Christiane Kasper betreut das Projekt der 10. Klassen des Gymnasiums an der Stadtmauer „Generationen im Dialog“, dass nach einer Corona bedingten Pause von zwei Jahren an diesem einem Nachmittag im Haus der Stadtgeschichte wiederaufgenommen wurde. Die Jugendlichen informierten die Gäste über ihr am Vormittag erworbenes Wissen zu Margot Pottlitzer-Strauß. Der intensive Gedankenaustausch mit den Senior*innen wurde bei Kaffee und Kuchen unterstützt durch historische Fotos. Dazu gehörte eine Aufnahme von der Straßenbahn die mitten durch die heutige Fußgängerzone fuhr und die Stadt mit umliegenden Dörfern verband.
Großes Foto: Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann verteilt die Materialien aus der Archivbox „Pottlitzer-Strauss“ .