„Helfen ist schöner als gewinnen“ – Wie Schulsozialarbeit Kinder stark machen kann


„Das war eine sehr große Leistung“, lobt Carmen Selzer. Die Klassenlehrerin ist auf ihre Schülerinnen und Schüler aus der 2a sehr stolz. 45 Minuten waren sie beim spielerischen Unterricht von Isabel von Harder-Roth konzentriert und mit Spaß bei der Sache (Foto unten). Zwei Gruppen waren gebildet worden, die im Wechsel auf einer rollierenden runden Spanplatte so behutsam Klötzchen legen mussten, dass die Platte nicht Übergewicht bekommt und auf den Boden fällt. Je mehr Klötzchen liegen, desto mehr Punkte gibt es.  „Helfen ist schöner als gewinnen“, ruft ein Mädchen. Denn der jeweilige Kandidat an der Platte wird von seinen Mannschaftskameraden beraten, wo er am besten das Klötzchen platziert. Kein Vorwurf, wenn es ihr bzw. ihm nicht gelingt. Dieser Teamgeist ist das Ergebnis einer monatelangen Arbeit der Schulsozialarbeiterin, zu der auch der Lernprozess gehört, wie Konflikte einvernehmlich ohne Gewalt gelöst werden können.  In der zweiten Phase des Spieles wählen die beiden Mannschaften einen „Kapitän“. Mit verbundenen Augen wird er von einem Helfer an die Platte geleitet, wo er dann durch Zurufe versucht, die Klötzchen zu setzen. Wie groß das Vertrauen ist, zeigt sich daran, dass sich der „Blinde“ keine Sorgen darüber macht, dass ihm die Tischplatte auf die Füße fallen könnte (Foto oben). „Ihr kennt Euch gut und könnt Euch aufeinander verlassen“. Dieses Sicherheitsgefühl will Isabell von Harder-Roth den Kindern vermitteln.

Denn Sicherheit in ihrem Lebensumfeld ist ein Mangel, unter dem immer mehr Kinder in unserer Gesellschaft leiden. Überforderte Eltern, zerbrochene Familien, Kinder, die weitgehend allein auf sich gestellt sind, eine Entwicklung, die der Schulsozialarbeiterin sehr große Sorge bereitet. „ Die Grundschullehrerinnen und -lehrer sind als Vorbilder sehr wichtig. Denn sie müssen den Kindern in deren Leben, dass immer häufiger fehlt, eine geordnete Struktur vorgeben, die ihnen Sicherheit bietet.“ Als elementare Voraussetzung dafür sind weitere Reformen in der Lehrer-Ausbildung notwendig. Neben der Vermittlung von Wissen wird noch zu wenig die pädagogische Kompetenz geschult, so die Schulsozialarbeiterin.

Die Diplom-Pädagogin von Harder-Roth startete mit einer Ausbildung und Mitarbeit beim Kinder- und Jugendtelefon in Mainz??. Dann trainierte sie  das mittlere Management bei Schott Mainz in sozialer Kompetenz. Es folgte eine Zeit als selbstständiger Coach in Kindertagestätten. Vor ihrem Wechsel nach Bad Kreuznach war sie für den Kinderschutzbund Schulsozialarbeiterin an einer Mainzer Hauptschule. Bei 450 Schülern aus vielen Nationen war diese eine Herausforderung, da diese Zeit in die Schulreform fiel, in der die Hauptschule in der Realschule plus aufging. Eine Schulsozialarbeiterin sollte nicht die „Feuerwehr sein“, also, um in diesem Bild zu bleiben, nicht die Brände löschen, sondern sollte sie vielmehr verhindern.  „Prävention kann viel bewirken“. In einer engen Zusammenarbeit mit den Lehrern, aber auch mit den Eltern ist es möglich, für die Kinder ein Klima des Vertrauens schaffen. Ihre Rolle ist dabei eindeutig und muss auch für die Schüler klar sicht- und fühlbar sein. „Ich bin der Anwalt der Kinder und vertrete deren Interessen.“ Die Basis dafür ist das Vertrauen, dass erarbeitet sein will.

Das soziale Lernen im Grundschulalter kann den Entwicklungsprozess eines Kindes maßgeblich beeinflussen. Sehr positiv wirken sich übrigens auch die gemeinsamen Spielnachmittage der Grundschüler mit den Kleinen in der benachbarten Kita aus. „Es ist sehr schön, dabei zu beobachten wie rücksichtvoll und liebevoll die Großen sind. Sie genießen es, Kind zu sein. Eine Erfahrung, die sie leider viel zu selten machen.“ 

Text und Fotos: Hansjörg Rehbein





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