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Online-Gottesdienst ersetzt nicht das Erleben in und mit der Gemeinde
Ostern ist anders. Trotz dem uns Vertrauten, den Scheckerln, dem Osterlamm, dem Blütenstrauß, den Osternestern, der Osterkerze und unserem improvisierten Osterfeuer im Hinterhof. Der online-Gottesdienst ersetzt nicht das Erleben in und mit der Gemeinde. Ein Papst der ohne Gemeinde in einem riesigen Gotteshaus feiert – beklemmend. Ein Bild der Zukunft? Ostersonntag und Ostermontag kochen wir gemeinsam. Es folgen Brettspiele und d i e Verfilmung von Jane Austens Roman „Stolz und Vorteil“. Lange her, dass Darcy vor aufgehender Sonne und Vogelgezwitscher die Worte: Ich liebe, liebe, liebe sie!“ hauchte.
Normalität in außergewöhnlichen Zeiten. Familie ist wichtig. Vermittelt Schutz und Sicherheit, Geborgenheit und Wärme, draußen, das ist unkalkulierbar. Da lauert etwas - aber wo? Und trotzdem ist etwas anders. Vater und Tochter arbeiten täglich im Home-Office. Kein Zwangsurlaub wie ich. An Türen muss plötzlich angeklopft werden. Es finden Videokonferenzen in den eigenen vier Wänden statt. Ist das Outfit nicht zu leger? Den Kampf um die frühen Duschzeiten hatte ich schon vergessen und geregelte Essenszeiten sind wieder notwendig, verbunden mit sehnsüchtig formulierten Wünschen wie: ich würde mal wieder gerne Buchteln essen oder könntest du mal wieder (…), wir hatten schon lange nicht mehr (…) und über einen Kaffee um 10.30 Uhr würde ich mich freuen. Ich bin schließlich im Zwangsurlaub oder etwa nicht? Backe so viel wie seit Jahren nicht mehr. Süßes in bitteren Zeiten!
Vermisse zunehmend meine Kollegen und Freunde. Wenigstens kann ich zu meiner Freundin, ihr unbändiges Lachen, das Strahlen ihres Gesichts erleben. Wir halten Abstand im Hof des Weinguts und sind uns trotzdem nah. Ihre Enkel sind da – Großfamilienidyll. Vertrautes – vor allem Freunde - sind wichtig. Man telefoniert, schickt sich Infos und Fotos, ein kurzes Gespräch an der Tür oder über die Straße mit Bekannten. Die Freundin meines Bruders kann nicht aus U. ausreisen. Der Freund meiner Mutter nicht nach Frankreich zurück, die Grenzen sind für Beide dicht. Meine Tante liegt im Lazarett, man darf sie nicht besuchen. Da wird die Situation kritisch, Angst macht sich breit. Braucht sie Unterstützung? Plötzlich sind da Regeln, Barrieren, die nicht umgangen werden können. Eine Mauer zum Schutz Aller.
Ende
F.B.-G., 18. Mai 2020
Foto; Wegen Corona keine Gottesdienste. Auch die Tür von St. Nikolaus musste zu bleiben. Foto: Hansjörg Rehbein