Haus der Stadtgeschichte

Bestände

Hilger, Lina

Lina Hilger

Nachname:
Hilger
Vorname:Karolina Maria Friederike
genannt: Lina
Religion:
ev.
geboren:Kaiserslautern 8.3.1874
gestorben:Frankfurt am Main 13.4.1942
Vater:
Hilger Peter Nicolaus Ludwig Olivier *Edenkoben 1.11.1834
†Kaiserslautern 29.5.1882;
Rentmeister
Mutter:Eberts Auguste Amalie Wilhelmine *Kreuznach 31.1.1848
†Kreuznach 18.5.1906;
Sängerin
curriculum vitae:

1882 der Umzug der Familie von Kaiserslautern nach Bad Kreuznach; Lina Hilger wird Schülerin der Klostermann´schen Lehr- und Erziehungsanstalt für Töchter, ab 1887 Rost‘sche Höhere-Töchter-Schule; 1889 Konfirmation; ab 1891 Studienzeit am Lehrerinnenseminar der Hildaschule in Koblenz; dort 1893  Lehrerinnenexamen für höhere und mittlere Mädchenschulen; 1894-1896 Lehrerin an der Rost‘schen Schule in Kreuznach; ab April 1896 Studentin an der Sorbonne in Paris; danach Erzieherinnentätigkeit und Studium in Caen, dort 1897 „Diplome d´Etudes Supérieurs“; Reise nach London; 1898 Lehrerin an der Höheren Privatschule (Fräulein Kirschbaum) in Darmstadt; 1899 Studentin an der Universität Bonn, Gründerin der ersten weiblichen Studentenverbindung „Hilaritas“ (Heiterkeit); 1901 legt Lina Hilger die  Oberlehrerinnenprüfung in Deutsch u. Geschichte ab und erwirbt als eine der ersten Frauen in Deutschland die Lehrbefugnis für höhere Schulen. Sie wird Lehrerin an der Klostermann´schen privaten Höheren Mädchenschule in Bonn; 1903 wird sie Schulleiterin der neu gegründeten „Städtischen höheren Mädchenschule“ in Bad Kreuznach, nachdem sich Kreuznacher Bürgerinnen mit einer Petition für sie als Schulleiterin eingesetzt hatten. 1903 erfolgt der Umzug mit ihrer Mutter in das Haus der Lebensgefährtin Elsbeth Krukenberg-Conze. Das Haus der Frauen, „Haus Orplid“ genannt, wurde ein kultureller und intellektueller Anziehungspunkt in Bad Kreuznach, der bekannte Gäste wie z.B. Albert Schweitzer anzog. Nach ihrer Ernennung arbeitet Lina Hilger an der Weiterentwicklung ihrer Schule zur Umsetzung ihrer pädagogischen Ideen bezüglich einer modernen Frauenbildung - geprägt durch Reformpädagogik und von der Frauenbewegung. Um 1905 gründet Lina Hilger den Lehrerinnenverein in Kreuznach, angebunden an den „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein“. 1907 wird eine zusätzliche 11. Klasse eingerichtet, die sog. „Frauenschule“, zu der seit 1906 auch ein Kindergarten gehört. Ab 1911 ergänzt ein weiteres Praxisjahr den Bildungsgang, der auf die Ausbildung  zur Kindergärtnerin bzw. Hauswirtschaftslehrerin gerichtet ist; 1912 Einweihung eines neuen Schulgebäudes; 1920 Auflösung der vierjährigen Grundschule; 1923 Einführung von „Monatsfeiern“,  v.a. Frühlingsfesten zur Stärkung der Schulgemeinschaft; 1926 Einrichtung der Frauenoberschule mit eingeschränkter Hochschulreife; ab 1930 Schulversuch der vollen Hochschulreife am „Lyzeum“, wie die Schule seit 1912 genannt wird, der jedoch einmalig blieb. Lina Hilger arbeitet inzwischen deutschlandweit an der Neukonzeption der schulischen Bildung für Mädchen mit, sie veröffentlicht zahlreiche Schriften und reist als gefragte Rednerin zu pädagogischen Konferenzen.
1930 erhält Lina Hilger zur Erholung mehrere Monate Urlaub, den sie zu einer Reise durch Italien nutzt. Dort Treffen mit Hanna Cauer in Rom; im Frühjahr 1933 gerät Lina Hilger durch Denunziationen wegen der pädagogischen Ausrichtung ihrer Schule unter politischen Druck und wird im April 1933 als Schulleiterin durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz aufgrund ihrer kritischen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus beurlaubt. Nach den Bücherverbrennungen auf den Schulhöfen in Bad Kreuznach legt Lina Hilger am 19. Mai 1933 das Amt als Schulleiterin vorzeitig nieder. Sie bekennt öffentlich, dass sich ihre pädagogischen Überzeugungen nicht mit der Ideologie und den Erziehungsmethoden des Nationalsozialismus vereinbaren lassen. Danach arbeitet sie bei den Quäkern im Taunus zur Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen. 1936 zieht sie mit ihrer Lebensgefährtin Elsbeth Krukenberg in das „Haus Orplid“ in Bad Teinach (Schwarzwald). Sie hält Kontakt zu vielen ihrer ehemaligen Schülerinnen, zu Freunden und Bekannten aus Bad Kreuznach. 1939 erkrankt Lina Hilger an Krebs. Am 13. April 1942 stirbt sie in einem Krankenhaus in Frankfurt. Ihre letzte Ruhestätte erhält sie im Familiengrab der Krukenbergs auf dem Friedhof in Bonn-Endenich.  

Heirat:
/
Kinder:/
Parteimitgliedschaften/ Vereinsmitgliedschaften:
Verein studierender Frauen „Hilaritas“, Lehrerinnenverein
Auszeichnungen/ Orden:1959 wird das Lyzeum (seit 1937 „Elisabeth-Charlotte-Schule“)  in „Staatliches Lina-Hilger-Gymnasium“ umbenannt
Veröffentlichungen der Person:

1897 Blätter aus Koblenz; Freude als Grundton des Schullebens, in: LHB Mitt. 7 (1959), S. 2 – 6; Froschkönig. München 1934; Ein deutsches Weihnachtsspiel für Kinder. Kassel 1960; zus. Mit Marianne la Grange „Aus dem Himmel ferne“. Stettin 1929; Aus alten Osterspielen des 14. Und 15. Jahrhunderts. München 1925; Der arme Heinrich. München 1925; Jorinde und Joringel. München 1925; Vom Wettlauf zwischen Hasen und dem Swinegel. München 1925; Der Wolf und die sieben Geißlein. München 1925; Musik zu dem Deutschen Weihnachtsspiel für Kinder. München 1926: Szenen um Goethe. Frankfurt am Main o.J.

Veröffentlichungen zur Person/ Werkverzeichnis:

Doris Köhler, Lina Hilger. Die Gründerin der deutschen Frauenschule. Düsseldorf 1974; Lina Hilger Bund. Mitteilungen 1956 bis 1991; Lina-Hilger-Gymnasium. Festschrift zum 100jährigen Schuljubiläum 2003; Margot Pottlitzer-Strauss, Lina Hilger. Ein Lebensbild. Bad Kreuznach 1961; Horst Silbermann, Warme und reife Menschlichkeit. Zum 50. Todestag der bedeutenden Pädagogin Lina Hilger, in: Naheland Kalender 1993, S. 121-126, ders. Lina Hilgers Ausscheiden aus dem Amt als Schulleiterin am Städtischen Lyzeum Bad Kreuznach im Jahre 1933. Ein Beitrag zur Bad Kreuznacher Stadtgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Landeskundliche Vierteljahresblätter Jg. 38, Heft 2; Von der Städtischen höheren Mädchenschule zum Staatlichen Lina-Hilger-Gymnasium 1903-1978. Bad Kreuznach 1978;

https://de.wikipedia.org/wiki/Lina_Hilger;

https://lihi-kh.de/lina-hilger/

Abbildungen:Archiv des Lina-Hilger-Gymnasiums, Festschriften und Jahresberichte des Lina-Hilger-Gymnasium, Fotoarchiv der Heimatwissenschaftlichen Bibliothek Bad Kreuznach
Zusammenfassende Würdigung:

Lina Hilger war eine der prägenden Reformpädagoginnen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Ihre auf einem humanen Menschenbild basierende Pädagogik erhielt wichtige Impulse durch Gertrud Bäumer, Helene Lange und Georg Kerschensteiner. Als Schulleiterin gelang es Lina Hilger, der 6jährigen höheren Mädchenschule - auf der Basis neuer Lernmethoden - frauenspezifische Aufbauzüge mit unterschiedlichen Abschlüssen anzugliedern. Zielrichtung waren sowohl die damals gängigen Ausbildungsberufe für Frauen als auch die volle Hochschulreife. Die sukzessive Erweiterung der Schule sowie die dafür von Lina Hilger gestalteten Lehrpläne wurden überregional zum Modell für andere Schulen. „Für sie war die Frauenfrage eine Bildungsfrage“ (Dr. Doris Köhler). Für Lina Hilger war die künstlerische Bildung das Herzstück einer auf Menschlichkeit ausgerichteten, ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung. „Freude“ war nach ihrer Auffassung der Grundton eines gelingenden Schullebens. Diese fand in regelmäßigen Festen ihre besonderen Ausdrucksformen. Lina Hilgers Pädagogik spiegelt sich bis heute in den Leitlinien sowie in der musischen Ausrichtung des Lina-Hilger-Gymnasiums wider.

Anna Meyer zurück

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