Feierliche Sondersitzug des Stadtrates im Großen Kursaal

Ein „Kreuznacher Bub“- Ehrenbürgerschaft für Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel


„Sehr geehrter Herr Jöckel, ich möchte Ihnen im Namen der Bürger/innen der Stadt Bad Kreuznach, aber auch der vielen Patienten, die durch diese Behandlung eine starke Linderung ihrer Schmerzen erfahren haben, herzlich danken“, so Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer (komplette Rede folgt im weiteren Verlauf des Textes).

Als Vertreter des Stadtrates gratulierte Carsten Pörksen auch in seiner Funktion als Mitglied des Stiftungsrates Viktoriastift, der nach Rücksprache mit der FDP, dessen Mitglied Hans Jöckel ist, den Antrag auf Ehrenbürgerschaft stellte. Pörksen hob in seiner Laudatio auch die Verdienste Jöckel für das Viktoriastift hervor: „Sie waren maßgeblich daran beteiligt, die Klinik durch einen Übergang an das Landeskrankenhaus zu retten und damit ein wichtiges Standbein des Reha-Standortes Bad Kreuznach zu erhalten.“ Pörksen weiter: In Zeiten zunehmender Individualisierung und egoistischer Verhaltensweisen brauchen wir „Persönlichkeiten wie Herr Dr.Jöckel, die sich für die Allgemeinheit einbringen, ohne gleich zu fragen, was bringt es mir.“

Klaus Ewers gratulierte für den Rotaryclub , der neben der „herausragenden Fachkompetenz“ auch den Teamgeist und den großen Elan seines Mitglieds Jöckel schätzt. „Wir sind stolz auf Sie!“ rief der Vorsitzende der Bezirksärztekammer Koblenz, Dr. Karlheinz Kurfeß seinem Kollegen zu, der 50 Jahre (1965-2014) als Vertragsarzt in Bad Kreuznach arbeitete. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an einen Mediziner sei in den schweren Zeiten von Covid 19 eine „wichtige Botschaft".

Für den musikalischen Rahmen der Feierstunde sorgten Marc Kluschat (Gitarre), Björn Colditz (Trompete) und Rolf Sieren (Klavier) von der Musikschule Mittlere Nahe.

Foto oben: Das Blatt mit der Unterschrift des neuen Ehrenbürgers, der Oberbürgermeisterin und der Vorsitzenden der Stadtrasfraktionen wird in das neue Gäste-Ehrenbuch der Stadt übernommen.

Rede der Oberbürgermeisterin:

Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer überreicht Sanitäsrat Dr. Hans Jöckel den Ehrenbürgerbrief.  Fotos: Hansjörg Rehbein

Sehr geehrter Herr Sanitätsrat Dr. Jöckel, liebe Christa Jöckel, sehr geehrte Familienangehörige, Kinder, Enkelkinder,  Gäste, Ehrengäste und Pressevertreter, ich begrüße Sie herzlich heute zu diesem ganz besonderen Anlass!

In seiner Sitzung am 24.September hat der Rat der Stadt Bad Kreuznach einstimmig beschlossen, das Ehrenbürgerrecht an Herrn Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel zu verleihen.

Heute Morgen haben wir uns hier zu einer Stadtratssondersitzung eingefunden, um die Ehrenbürgerurkunde im feierlichen Rahmen zu verleihen.

Deshalb freue ich mich sehr, dass so viele Stadträte und Stadträtinnen heute Morgen gekommen sind und damit die Bedeutung der heutigen Verleihung unterstreichen. Neben den anwesenden Stadträten und ihren Begleitungen möchte ich die Landrätin Frau Bettina Dickes begrüßen.

Auch Gäste aus der Bundes- und Landespolitik sind heute Morgen hier: Dr. Joe Weingarten und Markus Stein. Herzlich willkommen. 

Ganz besonders freue ich mich über die Anwesenheit der Ehrenmedaillenträger unserer Stadt, Frau Rosmarie Schitteck und Frau Rossbach. Herr Blättermann, der seinen 100. Geb. gefeiert hat, musste leider aus gesundheitlichen Gründen absagen. Schön, dass Sie beide hier sind!

Gerne hätten wir noch viel mehr Persönlichkeiten, auch Bürger/innen, zu diesem für unsere Stadt ganz besonderen Anlass eingeladen. Sie alle können sicher nachvollziehen, dass wir nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch das zeitliche Ausmaß dieser Feierlichkeit leider einschränken mussten.  

Sanitätsrat Dr. Jöckel war über Jahrzehnte Mitglied und ist jetzt Ehrenmitglied des Stiftungsrates des Viktoriastifts. Er hat mit dafür gesorgt, dass tausenden von Kindern und Jugendlichen im Viktoriastift die Möglichkeit geboten wurde und noch wird, an Körper und Seele zu gesunden. Auch war er maßgeblich daran beteiligt, dass trotz

schwierigster finanzieller Probleme das Viktoriastift als Kinder- und Jugendrehabilitationseinrichtung in Bad Kreuznach weitergeführt wird, jetzt als Einrichtung des Landeskrankenhauses.

Der Stiftungsrat hat den Vorschlag für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts eingereicht und ist hier heute Morgen durch den Stiftungsratsvorsitzenden Carsten Pörksen in Begleitung seiner Frau Trudi und Frau Steffi Meffert  vertreten. Auch Ihnen gilt mein besonderer Gruß.

Geboren wurde Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel vor mehr als 90 Jahren in Sobernheim. Sein Großvater, Mitglied der Liberalen Demokraten, war damals ehrenamtlicher Bürgermeister in Sobernheim und hat seine Geburtsurkunde unterschrieben.

Die liberale Grundhaltung hat auch das Leben von Dr. Jöckel geprägt, zum Ausdruck gebracht durch seine Mitgliedschaft in der FDP. Nach vielen Schulwechseln wegen des Berufs seines Vaters hat er 1948 in Bad Kreuznach Abitur gemacht und anschließend das Medizinstudium in Mainz aufgenommen.

Mehr als 50 Jahre war Dr. Jöckel als niedergelassener Internist und Rheumatologe in Bad Kreuznach tätig. Zahlreiche Publikationen zum Thema gehen auf ihn zurück.

Zu seinen vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Berufsstand gehören über viele Jahre der Vorsitz des Badearztvereins, der Vorsitz der Vertreter-versammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Koblenz  und von 1991 bis 2001 der Vorsitz der Bezirksärztekammer Koblenz, deren Ehrenvorsitzende er heute ist

Für seine herausragenden Verdienste im Bereich der Patientenversorgung und des Gesundheitswesens wurde Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel im Jahr 2010 in Koblenz mit der Johannes-Müller-Medaille geehrt. Es ist die höchste Auszeichnung, die die Bezirksärztekammer Koblenz an Ärzte und Nichtärzte verleiht.

Heute dürfen wir hier in Bad Kreuznach den Vorsitzenden der Bezirksärztekammer Koblenz, Herrn Dr. Karlheinz Kurfeß (und den Geschäftsführer Herren Johannes Quednow herzlich begrüßen. Herr Dr. Kurfeß wird später noch das Wort an uns richten. Seien Sie uns herzlich willkommen.

Ich möchte aber auch alle anderen beruflichen Weggefährten, die sich heute hier eingefunden haben, herzlich begrüßen, stellvertretend Herrn Prof. Rainer Dreher als ehemaligen und Prof. Andreas Schwarting als aktuellen Chefarzt des Rheumakrankenhauses, aber auch den ehemaligen Vorsitzende der Rheuma-Heibad AG Friedrich W. Dörtelmann und Frau Dr. Daniela Thress, die als Badeärztin heute die Fortführung der Radontherapie sicherstellt. Auch mit Herr Dr. Vesper alsGeschäftsführer unserer GUT verbindet Herr Dr. Jöckel das Interesse an der Kurstadt Bad Kreuznach. Herren Dr. Vesper begrüße ich stellvertretend für alle anwesenden Geschäftsführer der städtischen Beteiligungen.

Neben seinen Aufgaben als Mediziner war und ist er in vielen weiteren Ehrenämtern tätig. So war er über viele Jahre Richter am Sozialgericht, im Vorstand des DRK-Kreisverbandes und Mitglied des Presbyteriums der Paulusgemeinde aktiv.

Für seine Verdienste wurde er zum Träger des Bundesverdienstkreuzes durch Bundespräsidenten von Weizäcker und Anfang der 90er Jahre von Ministerpräsident Scharping zum Sanitätsrat ernannt. Die Stadt Bad Kreuznach Verlieh ihm 2010 die Ehrenmedaille.

In all den Jahren Ihres Wirkens für unsere Stadt und seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements haben zahlreiche Menschen Herrn Dr. Jöckel begleitet und viele von Ihnen sind heute auch hier.

Seit mehr als 40 Jahren ist er Mitglied im Rotary Club Bad Kreuznach. Zahlreiche rotarische Freunde und Freundinnen mit den Partner/innen sind unserer Einladung heute gefolgt. Seien auch Sie uns alle herzlich willkommen. Der derzeitige Präsident Klaus Evers wird gleich noch ein Grußwort sprechen.

Sehr geehrter Herr Dr. Jöckel,

In einem wichtigen Punkt Ihres Lebens haben Sie sich geirrt.

In ihrem Beitrag für das Buch über das Eiserne Buch der Stadt Bad Kreuznach haben Sie folgende Schlussbemerkung geschrieben: „Die Verleihung der Ehrenmedaille und die Benennung des Stollens mit meinem Namen waren der krönende Abschluss meiner Bemühungen.“

Wir setzten Ihnen heute zwar keine Krone auf, aber wir würdigen ihr segensreiches Lebenswerk mit der höchsten Auszeichnung, die unsere Stadt zu vergeben hat. „Wir ernennen Sie zum Ehrenbürger!“

Es gibt sicherlich so manches Ereignis in Ihrem Leben, die Sie nie vergessen werden: Ihre Hochzeit mit Ihrer Frau Christa und die Geburt ihrer beiden Kinder Dorothee und Hans, der Abschluss ihres Medizinstudiums, Ihre Niederlassung als Internist und Badearzt in Bad Kreuznach im Jahr 1964 und Ihre bald drauf folgende Benennung zum Radonbeauftragten durch den damaligen Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Klinik für Rheuma-Kranke, Prof. Dr. Alfons Gamp.

Doch im Zusammenhang mit dem heutigen Tag meine ich die unvergessliche Wiederöffnung des Radonstollens 17. Januar 1974.

Sie hielten damals in der Feier als stellvertretender Vorsitzender des Badearztvereins einen wissenschaftlichen Vortrag. Die Bedeutung dieses Tages für Sie selbst, aber insbesondere für unsere Stadt, lässt

sich in Ihrem Beitrag in der Festschrift „100 Jahre Radoninhalatorium“ im Jahr 2004 nachlesen:

„Mit einem Schlag wurde aus dem Solbad – einem unter vielen – das Radiumbad Bad Kreuznach. Es war das erste Bad in der Welt. Diese Entdeckung war für Bad Kreuznach ein Geschenk des Himmels.“

Sie bezogen sich dabei auf Dr. Karl Aschoff, der im Jahr 1904 die Radioaktivität der Bad Kreuznach Quellen entdeckte. Sie sind es, der das Geschenk des Himmels, um in diesem schönen Bild zu bleiben, über Jahrzehnte gehegt und gepflegt, beschützt und behütet hat.

Die erste Blütezeit der Inhalation-Therapie, die 1912 im Rudolfstollen begann, war leider nur von kurzer Dauer. Dafür sorgten die beiden Weltkriege.  Es sollte bis 1974 dauern, bis durch die Wiederöffnung des Stollens die Radon-Therapie erneut zu einer medizinischen Erfolgsgeschichte für unsere Stadt wurde. Der Erfolg der Therapie sorgte dafür, dass die Zahl der Patienten derart anstieg,  dass der Stollen recht bald erweitert werden musste.

Mitte der 90er-Jahre verlangte die zuständige Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde, völlig überraschend, die Anerkennung von Radon als Medikament. Damit drohte dem Stollen das Aus.

Und dann waren Sie es, sehr verehrter Herr Dr. Jöckel, der die Bad Kreuznacher Stollentherapie vor dem Aus bewahrte. 

 Sie kannten sich bestens im Strahlenschutzgesetz aus und erwirkten persönlich eine Ausnahmegenehmigung, in dem sie den Stollen von der Stadt pachteten und ihn zu einem ausgelagerten Teil ihrer Praxis machten.

 Auch diese Sternstunde in der Geschichte der Gesundheitsstadt Bad Kreuznach wurde nur durch Ihr Engagement möglich bezeichnet werden. Bis ins Jahr 2014 trugen sie diese Verantwortung. Sie übernahmen den Radon-Stollen in Eigenverantwortung und mit persönlicher Haftung. So retteten Sie eine bei Rheumakranken bundesweit anerkannte und hilfreiche Therapiemöglichkeit.

Tausende von Patienten, die oftmals unter großen Schmerzen leiden, finden auch heute noch bei dieser Anwendung Linderung, das gilt in besonderer Weise für an Morbus Bechterew Erkrankte. Die Radon-Therapie ist für viele chronisch kranke Patientinnen und Patienten ein wichtiges Element rheumatologischer Rehabilitationsbehandlung und trägt maßgeblich zur Erhaltung der Lebensqualität bei.

 Die Radontherapie im Heilstollen ist ein Markenzeichen für unsere Stadt und einzigartig in Deutschland. Ohne das Wirken von Dr. Jöckel wäre die Entwicklung dieser Therapie in Bad Kreuznach seit den 70er Jahren nicht nachhaltig erfolgt. Die Auszeichnung unserer Stadt als Rheumazentrum Rheinland-Pfalz hätten wir verloren, wenn nicht Persönlichkeiten wie Dr. Jöckel sich dafür eingesetzt hätten, die Besonderheiten ortsgebundener Kurmittel wie den Radonstollen zu erhalten.

40 Jahre nach der Wiedereröffnung wurde aus dem Radon-Stollen der Sanitätsrat-Dr.-Jöckel-Stollen. Mit der Umbenennung hatte der Stadtrat Ende 2013 die Verdienste um den Stollen gewürdigt.

Aus Leidenschaft und Überzeugung verteidigten Sie, sehr geehrter Herr Dr. Jöckel, die Gesundheitseinrichtung Radonstollen mit ihrer großen fachlichen Kompetenz und mit ihrer internationalen Reputation gegen die Kritiker der Therapie, die wegen der Radioaktivität eine Gefahr für die Patienten sehen oder sehen wollten.

Auch in Sachsen weiß man ihr Engagement und Fachwissen zu schätzen.  Vielleicht auch für ihr standhaftes Eintreten für die Radon-Therapie hat man in Schlema die „Jöckel-Eiche“ gepflanzt, für den „Patenvater unseres Kurwesens“ wie Sie der damalige Bürgermeister von Schlema, Konrad Barth, nannte. Konrad Barth wurde im Jahr 2006 zum Ehrenbürger von Bad Schlema ernannt.

Allen Kritikern und negativen Meinungen zum Trotz habe der ehemalige Bürgermeister an seiner Vision vom Kurbad festgehalten, hieß es in der Würdigung. Am 29. Oktober 2004 bekam der Ort das Prädikat "Bad" Sachsen zuerkannt.  Der Heilbad-Titel ist auch eine Frucht Ihrer Aufbauarbeit, die Sie nach der Wende in Schlema geleistet haben.

Sehr geehrter Herr Dr. Jöckel, an dieser Stelle möchte ich Ihnen im Namen der Bürger/innen der Stadt Bad Kreuznach, aber auch der vielen, vielen Patienten, die durch diese Behandlung eine starke Linderung ihrer Schmerzen erfahren haben, herzlich danken. 

Aktuell prüfen Wissenschaftler des renommierten Helmholtz-Zentrums für Ionenforschung in Darmstadt, ob die Radontherapie bei durch das Corona-Virus induzierten Lungenentzündungen helfen kann.

Ich wünsche uns allen, aber auch Ihnen, Herr Dr. Jöckel, dass in „Ihrem Stollen“ auch an Covid 19-erkrankten Menschen geholfen werden kann.

Auch das gibt uns Hoffnung und Zuversicht, dass „der Sanitätsrat-Dr. Jöckel-Stollen“ ein Markenzeichen unserer Stadt bleibt.

Dr. Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach

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