Im Rahmen der städtischen Erinnerungskultur wurde diese Opfergruppe bislang „wenig beachtet“, so Oberbürgermeister Emanuel Letz. Er ist daher froh und dankbar, dass die Ausstellung des Deutschen Polen Institutes „Spurlos verschwunden? – Auf der Suche nach polnischen Lebenszeichen aus dem Zweiten Weltkrieg“ im Haus der Stadtgeschichte zu sehen ist. Gemeinsam mit Institut-Direktor Professor Dr. Peter Oliver Loew und Projektleiterin Julia Röttjer eröffnete Letz die Ausstellung, die bis 31. Oktober (dienstags bis freitags 10-16 Uhr) zu sehen ist.

Für die erkrankte Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann begrüßte Mitarbeiterin Sarah Förster die Gäste. Sie bedankte sich bei Doris Frick, die dem Stadtarchiv 140 Briefe und Postkarten an den polnischen Zwangsarbeiter Stanisław Jakóbczyk. schenkte. Sie waren auf einem Dachboden eines Hauses in Duchroth gefunden worden. Die Briefe von der Freundin und der Familie sind Zeugnisse von „Verzweiflung, Sehnsucht und Hoffnung“, so Projektleiterin Julia Röttjer, die die Briefe bei ihrem Besuch im Stadtarchiv Bad Kreuznach ausgewertet hat. Sie sind Bestandteil der Ausstellung, die zeigt, wie viele Einsatzorte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern über Rheinland-Pfalz und Saarland verteilt es gab. Bei ihrem Besuch in Bad Kreuznach war sie auch auf dem Friedhof am Mahnmal für die Opfer des Faschismus. Hier liegen 38 KZ-Häftlinge der 12. SS Eisenbahnbaubrigade, die 1945 zur Reparatur der Bad Münsterer Brücke aus dem KZ Sachsenhausen abgestellt wurden, begraben. Drei von ihnen stammten aus Polen.
Professor Dr. Peter Oliver Loew war beindruckt vom Haus der Stadtgeschichte. „Es ist toll, dass sie diesem Teil der lokalen Geschichte diesen Platz einräumen“, bedankte sich der Institutsdirektor beim OB. Er hofft, dass die Wanderausstellung mehr Verständnis für die Befindlichkeit der Menschen in Polen auslöst. Das Leid, dass die Verbrechen der Zwangsarbeit im Deutschen Reich verursacht hat, sorgte in vielen polnischen Gesellschaft für Traumata und Katastrophen, die bis heute nachwirken.
Am Mittwoch, 1. Oktober, referiert Julia Röttjer um 18.30 Uhr im Haus der Stadtgeschichte: „Von der Zwangsarbeit zum DP-Lager auf dem Kuhberg. Polnische Spuren in Bad Kreuznach.“
Der Vortrag von Rolf Schaller „Verschleppt, drangsaliert, ausgebeutet. Den Opfern von Zwangsarbeit und Gewalt unter der Nazi-Herrschaft in Bad Kreuznach“ ist unter Projekte ( „Publikationen“) nachzulesen.
Foto oben: Die Ausstellung ist eröffnet: Professor Dr. Peter Oliver Loew, Julia Röttjer, Doris Frick, Emanuel Letz und Sarah Förster (von links). Foto: Hansjörg Rehbein

