Nach dem Tod von Matthäus Wahl war dessen Erlebnisbericht Joachim Rehbein überlassen worden. Das Dokument gab er an seinen Cousin und Ex-Kollegen Hansjörg Rehbein weiter, der den Bericht zum Anlass nahm, einen Vortrag über Wahl im Haus der Stadtgeschichte zu halten. Als Eigentümerin war in diesem Zusammenhang die Familie Etscheid ermittelt worden. Bis zu dem Zeitpunkt wusste Yvonne Etscheid nicht, welches Schicksal ihr Urgroßvater erlitten hatte.
„Der verhängnisvolle 30. Januar 1933“ lautet die Überschrift eines Kapitels, in dem Matthäus Wahl (1893-1980) die Folgen der Machtergreifung Hitlers schildert. Der Sozialdemokrat war zu jener Zeit Ortskartellvorsitzender der freien Gewerkschaften in Bad Kreuznach und in dieser Position Nachfolger von Hugo Salzmann. Wahl beschreibt auch die Geschehnisse der folgenden Monate bis hin zu seiner Verhaftung und Deportation (August bis Dezember 1933) in das KZ Esterwegen.
Sein Bericht ist beispielweise für Schülerinnen und Schüler von großem Interesse. „Sie können sich mit einem Einzelschicksal in der Bad Kreuznacher NS-Zeit auseinandersetzen“, sagt Oberbürgermeister Emanuel Letz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach. „Bei den Schilderungen von Matthäus Wahl handelt es sich um eines der ganz wenigen persönlichen Zeugnisse aus Bad Kreuznachs NS-Zeit und ist aus diesem Grund besonders wertvoll“, sagt Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann. Der Erwerb wurde aus den Mitteln der Stiftung Haus der Stadtgeschichte Bad Kreuznach finanziert.
Foto: Der Erlebnisbericht ihres Urgroßvaters Matthäus Wahl übergab Yvonne Etscheid an Oberbürgermeister Emanuel Letz im Beisein von Joachim Rehbein (rechts) und Hansjörg Rehbein. Foto: Sarah Förster

