Die Anfänge der Erinnerungskultur waren Mühevoll

Gedenktafel für die zerstörte Synagoge vor 50 Jahren eingeweiht


Am 9. Juli 1978 enthüllte Oberbürgermeister Peter Fink die Tafel ein weiteres Mal an ihrem neuen Standort. 2008 wurde die Tafel wegen ihres fehlerhaften Textes ausgetauscht. Archivfoto: Matthias Luhn /Stadtarchiv.

Das erste Mahnmal für alle Opfer des Faschismus wurde auf Antrag von Hugo Salzmann (KPD) 1952 auf dem Hauptfriedhof geschaffen. Es folgten die Gedenktafel in der Fährgasse, das Mahnmal in der Kirschsteinanlage, der Gedenkstein am ehemaligen Kolpinghaus in der Kurhausstraß (Sammelstätte für die Deportationen), die Namenstele auf der Alten Nahebrücke und die ersten Stolpersteine für die Familie Baruch und Auguste Oppenheimer. In diesem Jahr werden weitere folgen.

In einem Beitrag “uns allen eine Mahnung zur Wachsamkeit” (November 1996) schildert die damalige Stadtarchivarin Andrea Fink die Entwicklung der Gedenkstätte: “Erst 1969, rund ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, trat die Aktionsgemeinschaft für Demokratie mit dem Vorschlag an die Stadt heran, den Platz an der ehemaligen Synagoge mit einer Gedenktafel zu versehen”.

In der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 hatte der Nazi-Mob das Innere der Synagoge blindwütig zerschlagen. Die Synagoge ging nur einem Monat später in den Besitz der NSDAP über und diente während des Zweiten Weltkrieges als Unterbringung für russische Kriegsgefangene. Später wurde das Gebäude von Gebrüdern Thress erworben, Betreiber der benachbarten Mühle, und als Mehllager genutzt. Obwohl das Gebäude als Bauwerk von geschichtlicher bzw. künstlerischer Bedeutung geschützt war, wurde es ohne Vorankündigung und behördlicher Absprache 1950 bis auf einen Mauerrest abgerissen. Der Eigentümer ließ auch diese Mauer 1975 abreißen und übergab die Gedenktafel der Stadt.

OB: Junge Menschen für Engagement gegen Rassismus motivieren

Auf Vorschlag von Kurt Vittinghoff, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft für Demokratie”, wurde 1978 die Gedenktafel an einen naturgebrochenen roten Sandstein angebracht und am 9. November nochmals offiziell eingeweiht. Der Platz ist seit 1981 nicht mehr in städtischen Besitz, sondern gehört einem privaten Eigentümer. Nach einem Grundstückstausch hat er sich vertraglich verpflichtet, dass im Falle einer Bebauung die Tafel gut sichtbar und an für jedermann zugänglicher Stelle angebracht wird.

Im September 2008 wurde die Tafel mit dem fehlerhaften Hinweis “durch Brandlegung zerstört” ausgetauscht und hat nun folgenden Text: “Die 1737 errichtete Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Bad Kreuznach wurde am 10. November 1938 in den frühen Morgenstunden verwüstet und zerstört. Die Tafel wurde angebracht zum Gedenken an unsere jüdischen Mitbürger, die in den Jahren des Dritten Reiches vertrieben oder umgebracht wurden.”

Dass das Nachbargelände als Parkplatz genutzt wird, sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Kritik und Diskussionen. Die Situation entspannte sich durch die Schaffung der Gedenkstätte in der nur wenige Meter entfernt liegenden Kirschsteinanlage, die zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 1988 eingeweiht wurde.

“Die Geschichte um die Gedenktafel zeigt auch, wie schwer man sich noch bis Ende der 70er-Jahre mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit unseres Landes tat. Unser Bemühen muss es weiterhin sein, dass die Gedächtnisarbeit weit mehr als eine offizielle Pflichtübung ist. Angesichts der wachsenden Bedrohung unserer Demokratie muss ihr Ziel sein, die jungen Menschen für ein Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu motivieren”, so die Oberbürgermeisterin. Das ist auch ein zentrales Anliegen der AG “Erinnerungskultur”.


Großes Foto: Die Gedenktafel für die zerstörte Synagoge in der Mühlenstraße

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