Im Gedenken an Reichspogromnacht: Bei Fremdenhass nicht gleichgültig wegschauen


Wie in ganz Deutschland am 9. und am 10. November 1938, wurden auch in Bad Kreuznach jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger misshandelt, deren Eigentum zerstört und die Synagoge verwüstet.

Hier ein Auszug aus der Rede der Oberbürgermeisterin:

„Diejenigen, die vom Pogrom des 9. November 1938 nicht direkt betroffen waren, konnten angesichts der deutlich sichtbaren Folgen dieser Nacht nicht mehr glaubhaft behaupten, sie hätten nichts bemerkt. Alle sahen, was geschah, fast alle schauten aber weg und schwiegen.

Obwohl die Juden als Deutsche in Deutschland lebten, konnten sie ins gesellschaftliche Abseits gedrängt und als Fremde im eigenen Land denunziert werden.

Und genau das wird heute wieder versucht, wenn Diskriminierung im Alltag beginnt und auch heute noch jeden Tag und nahezu überall stattfindet.
Wir fragen uns angesichts dieser Gedenktage immer wieder: Wie kann das geschehen?

Erschreckend ist, was Günter Wallraff, als Schwarzer verkleidet, in unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft erleben musste.

Wir fragen uns angesichts dieser Gedenktage immer wieder: Wie kann das geschehen?

Schreien wir auf, wenn Hass gesellschaftsfähig wird und Björn Höcke zur besten Sendezeit rechtspopulistische Sprüche vom Stapel lässt?

Wir fragen uns angesichts dieser Gedenktage immer wieder: Wie kann das geschehen?

Schreien wir auf, wenn eine OB-Kandidatin von einem 44-jährigen Attentäter mit einem Messer niedergestochen und schwer verletzt wird und der Mann aus fremdenfeindlichen Motiven gehandelt und Henriette Reker für angebliche Fehler in der Einwanderungspolitik verantwortlich gemacht hat?

Wir fragen uns angesichts dieser Gedenktage immer wieder: Wie kann das geschehen?“

Zum Abschluss ihrer Rede dankte die Oberbürgermeisterin allen, „die sich seit Jahren dafür einsetzen, dass die Spuren der Vernichtung auch in unserer Stadt immer öffentlich gemacht werden. Ich danke all denjenigen, die diese Gedenkfeier mit gestalten und organisiert haben.

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, sich mit unserer Geschichte, mit den Ereignissen, immer wieder zu beschäftigen, wir dürfen nicht vergessen, nichts verdrängen, auch für die nachfolgende Generation. Aber wir sollten den Fokus nicht einseitig auf diese Zeit haben, denn auch die Gegenwart stellt uns vor große Herausforderungen“.

Valeryan Ryvlin warnte in seiner Ansprache vor den „neuen Monstern des Antisemitismus“ wie der Islamische Staat. In Deutschland werde der Antisemitismus salonfähig, verborgen in einer als legitim genannten Kritik an Israel. Ryvlin erinnerte daran, dass viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde als Kontingentflüchtlinge nach Bad Kreuznach kamen und hier integriert seien. Die Zivilgesellschaft müsse an der „Seite der Flüchtlinge stehen“, mahnte er im Hinblick auf die aktuelle Situation und Diskussion.

Kantor Noam Ostrovski sprach ein Gebet für die Seelen der sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung von Petra Grumbach und Christina Jaite sowie vom Chor der jüdischen Gemeinde unter der Leitung von Tatjana Fiegelmann.


Foto: Schülerinnen und Schüler der IGS Sophie Sondhelm erinnerten an das Leben und das Schicksal der jüdischen Namensgeberin ihrer Schule. Sophie Sondhelm leitete ein jüdisches Kinderheim in Bad Kreuznach und wurde im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.   


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