Verkäufer-Fitness: Im Kaufhaus Reinhardt gab`s Gymnastikstunden auf der Dachterrasse


Zunächst als Teilhaber war Georg Reinhardt im Jahr 1905 in die „Tuch- und Manufakturwarenhandlung“ von Wilhelm Hofmann eingestiegen. Zwei Jahre später war er bereits Alleininhaber und vergrößerte in den Folgejahren durch Zukauf von Gebäuden auch das Warenangebot, die Geschäfte liefen in der Mannheimer Straße 119-123 hervorragend, dank harter Fleißarbeit und kaufmännischem Geschick von Georg Reinhardt und seiner Frau Anna. Reinhardt galt auch als vorbildlicher Arbeitgeber. „Für die Angestellten gab es sogar einen eigenen Betriebsarzt und zur Gesunderhaltung Gymnastikstunden auf der Dachterrasse“, berichtete Marita Peil über die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. 188 Angestellte zählte der Betrieb im Jahr 1939. Legende sind Reinhardts „Meed“, Verkäuferinnen, die seit ihrer Lehre dort arbeiteten und dem Kaufhaus über Jahrzehnte die Treue hielten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg eignete sich zunächst die französische Militärregierung den größten Teil des Kaufhauses an und wandelte es in eine „Tauschzentrale“ (Sommersandaletten gegen Herrenbadeanzug) um. 1951 übernahmen die Amerikaner, bis dann Georg Reinhardt 1953 sein Kaufhaus zurück erhielt.  Mit 129 Angestellten startete das „Textil- und Möbelhaus G. Reinhard o.H.G.“ in die Wirtschaftswunderzeit, „das Geschäft brummte nur so“, so Marita Peil: „Die herrlichsten Rabattschlachten gab es zum Winter- und Sommerschlussverkauf.“ 1957 kostete die Damenbluse nur 2,95 D-Mark, die Krawatte 60 Pfennige. In Reinhardts Schaufensterpassage gab es regelmäßig Modeschauen.

Im September 1954 wurde der Firmensenior Georg Reinhardt durch Bundespräsident Theodor Heuss das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am 25. Mai 1965 starb Georg Reinhardt. Alleininhaber war nun sein Nachfolger Helmut Reinhardt, der „Herr vieler Ehrenämter und großer Verdienste um das Gemeinwohl“, so Marita Peil. Ihm standen die Tochter Helmtrud-Heide (zuständig für Lehrlingsausbildung) und Sohn Gernot (Textilingenieur) zur Seite. Noch liefen die Geschäfte in den 70er-Jahren gut, doch die großen Handelsketten mit ihren Filialen verdrängten nach und nach die familiengeführten Unternehmen. Das traditionsreiche Kaufhaus Reinhardt schloss am 1. Juli 1983 seine Pforten, sehr zur Trauer seiner vielen Stammkunden.


Beim nächsten „Geschichtshäppchen“ erinnert Günther Pieroth an die renommierte Schreibwarenhandlung Buss & Kupfer. Termin: Donnerstag, 13. August, 17.45 Uhr, Mannheimer Straße 131.  


Foto: Heute das Modegeschäft Boecker, bis 1983 das Kaufhaus Reinhardt. Marita Peil berichtete über eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte.


Fortuna und Hermes aus "Reinhardt-Zeiten" an der Fassade

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