Digitalisierung

„Smart City – Chancen von digitalen Lösungen für unsere Stadt“: Expertenrunde im PuK-Museum


Städte werden smarter. Eine Grundvoraussetzung, um den eleganten Sprung vom analogen ins digitale Zeitalter zu schaffen. „Bad Kreuznach hat in den letzten Jahren einen regelrechten Run auf Grundstücke und Immobilien erlebt. Jetzt ist es an der Zeit, eine klare Digitalstrategie auf allen Ebenen zu implementieren und die Stadt, ihre Stadtteile, deren Bewohner und Business miteinander zu verbinden und dafür eine geeignete Infrastruktur einzurichten“, sagte Oberbürgermeisterin und Gewobau-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kaster-Meurer vor einem interessierten Publikum im Museum für PuppentheaterKultur Bad Kreuznach.

„Teilen statt besitzen“

Karl-Heinz Seeger, Geschäftsführer der Gewobau, erläuterte zunächst den Problemlösungsansatz von Smart-City, der etwa in Metropolen wie Barcelona oder Amsterdam den ungebrochenen Zuzug von neuen Bürgern organisiert oder die Städte vor dem Verkehrskollaps schützen soll, aber auch den Genehmigungsprozess für Neubauprojekte digitalisiert und damit beschleunigt, um rasch preiswerten Wohnraum zu schaffen. „Wohnungsunternehmen haben hier vielfältige Möglichkeiten, sich einzubringen.“ Smart-Heating, der Smart-Readiness-Factor als Bewertungsgrundlage eines smarten Gebäudestandards, intelligente Thermostate aus der Region – „hier im Umkreis gibt es eine Menge Kompetenz auf diesem Gebiet“, stellte Seeger einige Beispiele vor. Auch dezentrale Energieerzeugung und ein Car-Sharing-Modell, wie im 2020 startenden Bauprojekt „Solar-Quartier“ im Südosten der Stadt vorgesehen, gehören zur „Smarten City“. Elektroautos könnten nach dem Motto „Teilen statt besitzen“ nicht nur gemeinsam genutzt, sondern direkt vor Ort an der E-Zapfsäule aufgetankt und über Apps gebucht werden.

Neben smarter Technologie wie beispielsweise Smart-Meter-Modelle für einen geringen Energieverbrauch seien auch digitale Lösungen beispielsweise für ein Parkmanagement im Quartier oder auch für das generationenübergreifende Zusammenleben möglich: „Smart Care Services“, zum Beispiel, vernetzen digitale Dienstleister in der Pflege und ermöglichen diese „auf Abruf“, was Zeit, Kosten und Ressourcen sparen kann. Auch Arbeitsmittel für den Hausgebrauch, die nicht ständig genutzt würden, beispielsweise Gartengeräte, Werkzeuge oder allgemein eine „virtuelle Bibliothek der Dinge“ wären über digitale Plattformen für die Bewohner des Quartiers verfügbar.

Kooperationen nutzen

„Wir stärken durch smarte Technologie und  so genannte Nachbarschaftsportale auch den Austausch unter Nachbarn und damit den Zusammenhalt und indirekt auch das Sicherheitsgefühl in Quartieren“, skizzierte Seeger die Chancen einer „smarten City für die Mieterinnen und Mieter. Wichtig seien Kooperationen mit leistungsstarken Partnern, beispielsweise den Stadtwerken oder dem Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland-Westfalen (VdW), den Seeger im Verbandsrat für das Land Rheinland-Pfalz und in der Arge Rheinland-Pfälzer Wohnungsunternehmen vertritt.

Mobilität und Energieeffizienz

Auch Mobilität im Quartier wäre digital steuerbar. Ein Mikro-ÖPNV „on demand“ beispielsweise holt den Bürger direkt vor der Tür ab, wenn dieser diesen Service braucht. Langes Warten an Bushaltestellen entfällt damit. Dr. Heike Kaster-Meurer gab den Zuhörern im Saal einen Überblick über smarte Technologie und den Einsatzmöglichkeiten in der Stadt, auch in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken. In der „Mobilitätsstation“, beispielsweise, werden E-Bikes und Elektrofahrzeuge über eine App gebucht. Auch ein E-Ticket und Wlan in den Stadtbussen sei wünschenswert.

Auf den meisten Parkplätzen in der Stadt ist das Bezahlen mit dem Handy mittlerweile möglich, die letzten Meter könnten über so genannte Mobilitätshubs per Leihfahrrad zurückgelegt werden. 2020 planen die Stadtwerke das schrankenlose Einfahren in Parkhäuser. „Wir als Unternehmensgruppe Kreuznacher Stadtwerke sind bereits in vielen Bereichen aktiv, die heute Abend angesprochen wurden, wie z. B. Mobilität, Breitband und Grüner Energie. Weitere Schritte auf dem Weg zu einer Smart City werden wir zukunftsnah umsetzen, z. B. im Bereich Digitales Parken. Zudem haben wir Konzepte wie das Quartier der Zukunft aussehen könnte und welchen Beitrag wir dazu leisten." sagt Christoph Nath, Geschäftsführer der Kreuznacher Stadtwerke.

Beitrag zur geforderten Energiewende

Prof. Dr. Stephan Ruhl von der Uni Mainz untermauerte in seinem Vortrag  die wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen smarter Technologie in der Immobilienwirtschaft.

Professor Dr. Stephan Ruhl und Thomas Sapper griffen die Chancen einer digitalen Lösung für Bad Kreuznach in Fragen der Energieeffizienz und der Baumaterialien auf. Mit smarter Technologie sei der Weg vom fossil geprägten Energiezeitalter zum nachhaltigen und ressourcenschonendem Umgang mit Rohstoffen auch in der Immobilienwirtschaft gut vorbereitet. Während kurzfristig mobile Arbeitsgeräte wie zum Beispiel Apps den gesamten Immobilienlebenszyklus unterstützten, würden mittel – und langfristig Themen wie Cloud-Technologien und Plattformen, digitale Ökosysteme, IoT, Blockchain, Data Mining und Data Analytics bis hin zur künstlichen Intelligenz an Bedeutung gewinnen, erläuterte Prof. Ruhl.  Am Beispiel der Wärmeversorgung von Immobilien zeigte Ruhl auf, wie durch smarte Analysetools und künstliche Intelligenz die Komplexität von Heizungssystemen reduziert werden kann. Daraus resultierten Effizienzsteigerungen und Energieeinsparungen. „Im Bereich der Technischen Gebäudeausrüstung wird die Digitale Transformation der Immobilienwirtschaft somit auch zur geforderten Energiewende beitragen“, so Ruhl.

Thomas Sapper, Geschäftsführer der Haus 4.0 GmbH mit Sitz in Bad Kreuznach, möchte im geplanten „Solar Quartier“ in den „Weingärten“ das Smart Meter Modell als Quartierslösung einführen. Die Themen Energie in Form von elektrischer und wärmetechnischer Energie und die damit verbundene Steuerung im Haus und vor allem im Quartier ist die Herausforderung. „Neue Regelungstechniken wie z.B. ein Gebäudesteuerungssystem der Marke Gekko die sich im Quartier vernetzen und abstimmen, wie die damit verbundene Abrechnungstechnik, insbesondere die Steuerung mit Nutzerapps sind die Herausforderungen an ein Smart Meter Modell im Quartier“, erläuterte Sapper in seinem Vortrag.   

Fazit

Für Oberbürgermeisterin Kaster-Meurer ist der Schritt zu smarter Technologie auch eine Frage von Effizienz und Nachhaltigkeit in einer bürgerfreundlichen Verwaltung. Dieser Kulturwandel setze aber voraus, dass der Mensch es schafft, sich darauf einzulassen, ohne die Digitalisierung als Bedrohung zu empfinden. „Ich möchte, dass unsere Verwaltung mit gutem Beispiel voran geht und zeigt, dass wir hier nachhaltig arbeiten.“  So könnte beispielsweise eine digitale Plattform bei Beteiligungssystemen, etwa bei der Offenlegung von Bauplänen, die Präsenzpflicht ablösen und den Beteiligungsprozess demokratischer machen. Dazu brauche es umsetzungsfähige Konzepte. Bürgerinnen und Bürger möchte Kaster-Meurer in diese nachhaltige Digitalstrategie einbeziehen – in Form von Arbeitskreisen, Informationsveranstaltungen und im persönlichen Dialog. Auch von landespolitischer Seite erhalte die Stadt Unterstützung: Gerade erst habe Innenminister Roger Lewentz das von ihm 2019 ins Leben gerufene „Interkommunale Netzwerk digitale Stadt“ um die Stadt Bad Kreuznach erweitert. Damit verbunden ist eine Förderung in Höhe von 60.750 Euro. Mit dem Geld kann die Stadt eigene Digitalisierungsprojekte zur Umsetzung bringen.


Großes Foto: Die Referenten, v.l.: Christoph Nath (Stadtwerke Bad Kreuznach), Karl-Heinz Seeger (Gewobau Bad Kreuznach), Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer, Thomas Sapper (Haus 4.0 Holding).

Text und Fotos: Gewobau Bad Kreuznach

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