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Ehrenbürgerbrief für Reichskanzler Bismarck: Von Entwürfen fehlt heute jede Spur
Ehrenbürgerbrief für Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898)
Am 21. Februar 1895 beschloss die Stadtverordneten-Versammlung Kreuznachs einstimmig, dem „Altreichskanzler Fürsten Bismarck“ eingedenk „seiner großen und unvergeßlichen Verdienste um das deutsche Vaterland und anläßlich seines bevorstehenden 80. Geburtstages das Ehrenbürgerrecht“ der Stadt zu verleihen. Daraufhin setzte man sich wegen der künstlerischen Gestaltung des Ehrenbürgerbriefes mit den ortsansässigen Künstlern Cauer und Danz, T. Avenarius aus Köln und dem Direktor der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, Prof. Hermann Stiller, in Verbindung. Stiller schlug statt seiner Herrn Geyer vor, der an der Kunstgewerbeschule unterrichtete.
Da sich Kreuznach dafür entschied, sich dem Projekt eines Kollektiv-Ehrenbürgerbriefes anzuschließen, dem 60 Städte im Rheinland folgten, unterblieb die Ausführung eines eigenen Ehrenbürgerbriefes mit künstlerischem Anspruch. Stattdessen wurde am 19. Mai 1895 in Friedrichsruh ein eigenes Blatt ausgestellt, das von einer Fotografie der Stadt dominiert wurde und mit den Unterschriften von Bürgermeister, Beigeordneten und Stadtverordneten versehen war. Wie in der Akte vermerkt, wurden mindestens zwei Künstler, Tony Avenarius (31,90 Mark) und Danz (25 Mark), für ihre eingesandten Entwürfe bezahlt. Sämtliche Skizzen wurden zum „Bibl. Schrank“ gebracht und dort, „Rolle in br. Packpapier“, gelagert. Noch auf dem Deckblatt der Akte 1064 ist notiert, dass die „Entwürfe zum Ehrenbürgerbrief im Bibl. Schrank“ seien.
Doch wo die Originale heute sind ist ungeklärt. Zwischen zwei unspektakulären Aktendeckeln ist zumindest der Schriftverkehr zwischen dem städtischen Beigeordneten und Königl. Amtsanwalt Rudolf Stosberg und dem Künstler Karl Anton Josef (Tony) Avenarius erhalten geblieben, indem sich die Wünsche der Stadt bei der „Composition des Ehrenbürgerbriefes“ ebenso wiederfinden (Stadtwappen, Hinweis auf Weinbau, Weinhandel, Weinlese und Kurbad, insbesondere die Elisabethenquelle) wie die ausführlichen Kommentare des Künstlers zu seiner Ausführung.
StAKH 1064
©Franziska Blum-Gabelmann 2018