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6. Dezember
Die Ausführung von Thon, wahrscheinlich Mitte der 1920er Jahre, interpretiert das seit dem 19. Jahrhundert sehr beliebte Motiv des Knecht Ruprecht auf erfrischende Weise – der Gabenbringer erscheint fröhlich, blickt freundlich, ja gütig väterlich und die Rute, die am Gürtel steckt, scheint eher ein Relikt aus vergangenen Zeiten zu sein. In Thons Nachlass ist eine weitere Bleistiftzeichnung erhalten. Es handelt sich dabei um den Entwurf eines Wunschzettels um 1934, der „An das liebe Christkind im Spielwarenhaus Gustav Brenner Kreuzstraße 44 a“ gerichtet ist. Einseitig eingerahmt mit Zeichnungen von allerlei Spielsachen, Dinge wovon Jungen und Mädchen sicher träumten, ist der Wunschzettel aufwendig und detailreich gestaltet. Vorne weg marschiert, nur unwesentlich größer ausgeführt Knecht Ruprecht. Er wirkt, ausgestattet mit Sack, Reisetasche und Laterne schon fast profan – wie eine sinnentleerte Werbeikone und nicht wie ein Gabenbringer, der im Weihnachtsbrauchtum seinen festen Platz hat. Geschickter Weise konnte das Kind seinen Namen, seine Adresse und jede Menge Wünsche auf den Zettel eintragen – letztlich ein geschickter Werbeeinfall.
Jacob Thon gründete nach dem Konkurs seiner Firma im Jahr 1923, er handelte mit Getreide, das Reklame-Atelier Thon, das zu seinem Haupterwerb avancierte. Der künstlerisch begabte Sohn eines Gastwirts und Küfers machte sich schnell einen Namen mit Werbezeichnungen, Grafiken, Kinoreklamen, Dekorationsentwürfen, Karikaturen, illustrierten Geschichtchen, Gemälden und Postkarten, insbesondere mit seinen Jahrmarktspostkarten, die sich bis heute aufgrund ihrer volkstümlichen Darstellungen mit erkennbar lokalen Anklängen großer Beliebtheit erfreuen.
StAKH NL Thon
Franziska Blum-Gabelmann