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MARC bREMMER SCHREIBT FÜR DAS cORONA-TAGEBUCH

Flüchtlinge auf Lesbos werden vor Corona nicht geschützt


„Corona hat weltweit das Leben verändert. In ganz Europa hat man sich darauf geeinigt einen Mindestabstand von 1,5 Meter zu halten, sich möglichst oft die Hände zu waschen oder gar zu desinfizieren und im öffentlichen Raum eine Maske zu tragen.

Ich habe 3 1/2 Wochen an einem Ort in Europa verbracht in dem all das nicht gilt:
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Dort leben aktuell 15.000 Menschen unter unwürdigsten Bedingungen im Dreck. Das Problem besteht seit 2015, als die Flüchtlingskrise täglich bis zu 12.000 Leute auf die Insel trieb.

Heute kommen weitaus weniger Menschen dort an, aber es gibt weiterhin massive Probleme.
Eines davon Corona und die Prävention. Für die Prävention wird von offizieller Seite nichts getan.
Die EU hält es nicht für nötig diese Menschen, ein Großteil  davon Kinder, vor der gefährlichen Krankheit zu schützen.

In einem Lager das für 2.880 Leute angelegt ist, sind aktuell ungefähr 15.000 Menschen untergebracht. Kleine Familien sind gezwungen auf einer Fläche von wenigen Quadratmetern zu hausen, nur getrennt durch Hasendraht von der Familie nebenan.

An Social-Distancing ist nicht zu denken. Die engen Gänge zwischen den Zelten und Verschlägen sind an vielen Stellen gerade mal einen halben Meter breit, wodurch es unmöglich ist einem entgegenkommenden auszuweichen.

Die wenigen Sanitäranlagen, die es gibt, hatten in meiner gesamten Zeit vor Ort kein fließendes Wasser. Hände gewaschen wird sich an Wasserkanistern, welche von Geflüchteten selbst aufgebaut wurden. Das Moria Corona Awareness Team (MCAT), von Geflüchteten selbst organisiert, sorgt dafür, dass diese Kanister immer mit Wasser gefüllt sind und eine kleine Wasserflasche mit Seife vorhanden ist.

Mund-Nase-Masken sind quasi nicht vorhanden. Eine Hilfsorganisation vor Ort testet am Tag ungefähr 150 Menschen auf das Corona-Virus. Wie durch ein Wunder wurde bisher kein einziger Fall nachgewiesen.

Sollte sich das ändern, wird sich das Virus wie ein Lauffeuer im Lager verbreiten und viele Opfer fordern und es werden Stimmen laut werden die fragen, wie es dazu kommen konnte? Die traurige Antwort auf diese Frage ist, dass die Europäische Gemeinschaft lieber ein vermeintliches Bild der Abschreckung erschaffen hat, statt Menschen in Not die Menschlichkeit entgegenzubringen, von der in Art. 2 des EU-Vertrags deutlich gesprochen wird und die in den berühmten Zeilen von Schiller in der Europa-Hymne besungen wird.“

Marc Bremmer, 19. August 2020

Foto oben: Großes Gedränge vor der Corona-Teststation im Flüchtlingslager Moira auf Lesbos. Fotos:. Marc Bremmer

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