Haus der Stadtgeschichte

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Beitrag von Ulrike Piechotta für das Corona-tagebuch

Totale Überwachung?


 Mein Zug kam und ich stieg ein. Die Maske hatte ich vorschriftsmäßig aufgesetzt. Nur: meine Nasenlöcher waren verdeckt, aber nicht die gesamte Nase. So konnte das Beschlagen meiner Brille ein wenig verhindert werden. Da ertönte aus dem Lautsprecher die Aufforderung an mich, sofort meine ganze Nase zu bedecken. Also zog ich die Maske etwas höher. Nach einer Weile bekam ich Luftnot, was mir als Herzkranke häufig passiert. Ich zog die Maske etwas tiefer, aber immerhin wieder so, dass die Nasenlöcher noch bedeckt waren. Denn aus den Nasenlöchern kommt ja die Gefahr, wie man es uns bisher lehrte, nicht aber aus der Nase an sich. Kurz vor Bad Sobernheim wurde ich mit rauem Tonfall aufgefordert, sofort auch den Rest der Nase zu bedecken. „Das ist die letzte Ermahnung“, rief mir – wer eigentlich? –  drohend zu. Ja, wer war der, der mich da offenbar überwachte? Und wie machte er das, der Unsichtbare?

Waren Kameras im Wagen angebracht, durch die ich beobachtet werden konnte? Von wem? Und abgesehen von diesen Kameras, von denen ich bisher nichts gewusst hatte: ich saß alleine, sozusagen mutterseelenalleine, im ganzen großen Waggon. Hatte die Maskenpflicht nicht verletzt, denn ich hatte sie ja auf, die medizinische Maske. Und dass die Ansteckung auch durch die Poren der Nasenhaut möglich ist – so jedenfalls habe ich den Anpfiff des Unsichtbaren gedeutet - war mir als medizinische Laiin bisher leider unbekannt.    

 Deshalb: Sorry, Entschuldigung liebe Bahn, du hattest ja so recht, mich anzuschnauzen. Ich hätte wissen müssen, dass auch ein einzelner Mensch im großen Waggon eine riesige Gefahr bedeutet, wenn seine Nase ein Stück zu sehen ist. Es soll nicht wieder vorkommen. Nur eins noch: vergiss bitte nicht die wirklichen Gefahren, die unser Leben bedrohen.“

Grafik: Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation. Medienwerkstatt www.phi-ft.de

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