Die langjährige Praxis, in der Adventszeit sonntags die Geschäfte zu öffnen, bestand, um den Menschen die Möglichkeit zu bieten, nicht nur an den Werktagen ihre Weihnachtseinkäufe erledigen zu müssen. Für viele Geschäfte war die Adventszeit eine der umsatzstärksten Zeiten des Jahres insbesondere der Goldene Sonntag, der als der umsatzstärkte der Dreien galt.
Viele der ortsansässigen Händler nutzten daher die Lokalblätter, um mit immer aufwendiger gestalteten Werbeanzeigen auf ihr ganz spezielles Warenangebot an diesen Tagen hinzuweisen. Qualität, Auswahl, Exklusivität, Einmaligkeit, faire Preise, Rabatte, Service – das waren wiederkehrende Schlagworte, die den Kunden neben der zielgruppenorientierten graphischen Gestaltung der Anzeigen locken sollten.
Die Werbeanzeige des Schuh-Hauses Stern erschien am 20. Dezember 1930 im Oeffentlichen Anzeiger. Sie ist ein Beispiel dafür, dass auch jüdische Geschäfte, dank der vorangeschrittenen Integration, mit christlichen Motiven warben. Der hier abgebildete Weihnachtsmann, der in diesem Fall in ein Sousaphon bläst, war ein überaus beliebter Werbeträger. Es scheint, als handele es sich hierbei schon um eine „Santa Claus“ Darstellung. In diesem konkreten Fall warb er für den Goldenen Sonntag.
Den Sitz seiner Firma hatte Heinrich Stern seit 1894 in der Mannheimer Straße 82. Das Geschäft in der Neustadt entwickelte sich zu einer festen Größe im Einzelhandel der Stadt. 1935 musste Robert Stern, der zweite Mann von Heinrichs Tochter Ernestine, das Geschäft auf Druck der Nationalsozialisten verkaufen. Geschäftsnachfolgerin wurde Hedwig Berta Grete Bothe. Während Robert und sein Stiefsohn Erich unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges noch emigrieren konnten, verblieb Ernestine und ihr Vater Heinrich in Deutschland. Beide überlebten die Konzentrationslager nicht.
Franziska Blum-Gabelmann