Haus der Stadtgeschichte

Bestände

Löwig, Carl Jakob

Löwig, Carl Jakob

Nachname:
Löwig

Vorname:Carl Jakob
genannt:/
Religion:
ev.
geboren:Bad Kreuznach 17.3.1803
gestorben:Breslau 27.3.1890
Vater:
Löwig, Jakob (†1815)
Mutter:Löwig, Christine (geb. Eberts) †1847
curriculum vitae:
Bis 1818 Besuch eines Lyzeums in Rastatt, ab 1818 Apothekerlehrling in der Schmedes-Vaupelschen Löwen-Apotheke in Bad Kreuznach, von 1821 bis 1825 Apothekergehilfe u. a. in Stuttgart, Basel und Zürich. 1825, wieder in Bad Kreuznach, Isolierung einer braunroten, übelriechenden Substanz aus der Sole, von Antoine Jerome Balard 1826 als chemisches Element Brom erkannt und veröffentlicht, Löwig gilt als Mitentdecker des Broms. 28.10.1825 Immatrikulation in Heidelberg für Pharmazie, formal bis 1831 Provisor der Löwen-Apotheke in Bad Kreuznach, kommerzielle Gewinnung von Brom aus der Sole. Ab 1830 Assistent Leopold Gmelins in Heidelberg, Promotion „sine examine“ zum Dr. phil. und Dr. med., ab Herbst 1830 Privatdozent für Chemie. 1833 Chemielehrer an der Oberen Industrieschule in Zürich und erster a. o. Chemie-Professor der Universität Zürich. Dort Bekanntschaft mit Gottfried Keller, Jakob Henle, Theodor Mommsen; als seine Studenten und Assistenten: u. a. Hans Heinrich Landolt, Julius Lothar Meyer, Eugene Woldemar Hilgard. Mitbegründer der Metallorganischen Chemie. 1853 Ruf an die Universität Breslau (als Nachfolger Robert Wilhelm Bunsens), Aufbau des Pharmaziestudiums, Prüfungskommission für Apotheker, als Löwigs Studenten: Friedrich Conrad Beilstein, Georg Lunge. „Löwig-Verfahren“ zum Aufschluss von Tonerde, Gründung des chemischen Betriebs „Silesia“ in Sorau, Zweigbetriebe in Goldschmieden, Mügeln an der Elbe und Morl bei Halle, 1873 Umwandlung in Aktiengesellschaft, Aufsichtsratsvorsitzender.
Heirat:
Werde, Emilie: um 1830 Heirat in Heidelberg
Kinder:Raimund (1833-1867); ein jüngerer Sohn, N. N. (?-?) war Arzt in Breslau; Emma (?-nach 1890)
Parteimitgliedschaften/ Vereinsmitgliedschaften:
Naturforschende Gesellschaft Zürich, 1850 Ehrenmitglied des Schweizerischen Apothekervereins.
Auszeichnungen/ Orden:1835 Ehrendoktorat der Medizinischen Fakultät Bern, 1848 bis 1849 zehnter Rektor der Universität Zürich, 1874 Geschäftsführer der 47. Versammlung der Gesellschaft deutscher Ärzte und Naturforscher in Breslau, 1856 bis 1857 Rektor der Universität Breslau, Geheimer Regierungsrat, Stadtverordneter in Breslau, nach ihm Benennung des Minerals „Löwigit“.
Veröffentlichungen der Person:
Brom-Verkauf. In: Journal für Chemie und Physik (1827), Bd. 51, S. 253f.; Brom-Verkauf zu herabgesetzten Preisen. In: Annalen der Physik und Chemie (1827), Bd. 11, S. 172; Ueber einige Bromverbindungen und über Bromdarstellung. In: Annalen der Physik und Chemie (1828), Bd. 14, S. 485–499; Das Brom und seine chemischen Verhältnisse. Heidelberg 1829;
Ueber Bromhydrat und festen Bromkohlenstoff. In: Annalen der Physik und Chemie (1829), Bd. 16, S. 376–379; Anzeige. Den Brom-Verkauf zu Kreuznach betreffend. In: Magazin für Pharmacie und die dahin einschlagenden Wissenschaften 8 (1830), Bd. 31, S. 290; Lehrbuch der Chemie mit besonderer Berücksichtigung des technischen und medicinischen Theils. Heidelberg 1832; Ueber die Zersetzung des Weingeistes durch Brom. In: Annalen der Pharmacie (1832), Bd. 3, S. 288–310; Der Chemiker Dr. Justus von Liebig in Giessen vor das Gericht der öffentlichen Meinung gestellt. Zürich 1833; Chemische Untersuchung des Mineralwassers zu Seewen im Canton Schwyz. Zürich 1834; Theoretische Betrachtungen über die sauren und basischen Eigenschaften der nichtmetallischen Körper. Zürich 1835; Thesen, welche um die Erlaubniß Vorlesungen an hiesiger Universität halten zu dürfen, öffentlich vertheidigen wird Carl Löwig. Zürich 1835; Die Mineralquellen in Baden im Canton Aargau in chemisch-physikalischer Beziehung. Zürich 1837; Ueber die Bestandtheile und Entstehung der Mineralquellen: Eine naturwissenschaftliche Abhandlung. Zürich 1837; Chemie der organischen Verbindungen. 2 Bde. Zürich 1839; Allgemeine Organische Chemie. Zürich 1840; Repertorium für Organische Chemie. Zürich 1841– 1843; Ueber Bildung und Zusammensetzung der organischen Verbindungen. Zürich 1843; Chemische Untersuchung der warmen Schwefelquelle in Schinznach in der Schweiz. Aarau 1844; Einige Betrachtungen über die physikalisch-chemischen Eigenschaften der organischen Verbindungen. Zürich 1844; Chemie der organischen Verbindungen. 2 Bde. 2. Auflage, Braunschweig 1846; Grundriss der Organischen Chemie. Braunschweig 1852; Lehrbuch der Chemie. Heidelberg 1852; Ueber Zinnäthyle, neue aus Zinn und Aethyl bestehende organische Radicale. In: Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (1852), Bd. 2, S. 556–619; Principles of Organic and Physiological Chemistry. Translated by Daniel Breed. Philadelphia 1853; Jeremias Benjamin Richter, der Entdecker der chemischen Proportionen: eine Denkschrift. Breslau 1874; Arsenikvergiftung und Mumifikation: Gerichtlich chemische Abhandlung. Breslau 1887; Ueber Stibäthyl, ein neues antimonhaltiges organisches Radical. In: Annalen der Chemie und Pharmacie 75 (1850), S. 315–355; Untersuchungen über die Verbindungen des Stibäthyls. In: Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 2 (1852), S. 177–210.
Veröffentlichungen zur Person/ Werkverzeichnis:
SCHLOTE, Karl-Heinz: Chronologie der Naturwissenschaften. Frankfurt am Main 2002, S. 339; SWAIN, Pat: What’s special about bromine. In: School Science Review 85 (2003), S. 75– 83; TRAPP, Dave: Origin of the Element Names. Elements named for properties other than Color. Ohne Ort, Dave Trapp, 16. Juni 2007, URL: http://web.me.com/dtrapp/Elements/properties.html; WINTER, Marc: The periodic table on the WWW. Sheffield, The University of Sheffield, 1993–2010, 17. Mai 2010, URL: http://webelements.com/; BARBALACE, Kenneth:
Periodic Table of Elements-Bromine-Br. Environmental Chemistry.com, 1995–2010, URL: http://Environmental-Chemistry.com/yogi/periodic/Br.html; HELMENSTINE, Todd: Carl Jacob Löwig Biography. New York, The New York Times Company, 27. März 2010, URL:http://chemistry.-about.com/od/famouschemists/p/carl-jacob-lowig-bo.htm; HERDING, Th[eodor]: Geschichte der Chemie. Leipzig 1867, S. 205; LANDOLT, Hans Heinrich: Nekrolog: Carl Löwig. In: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 23 (1890), S. 905–909; ADLUNG, Alfred / Georg URDANG: Grundriss der Geschichte der deutschen Pharmazie. Berlin 1935, S. 468; SCHELENZ, Hermann: Geschichte der Pharmazie. Berlin 1904; Nachdruck Hildesheim 1962, S. 676f.; ZEKERT, Otto: Berühmte Apotheker. 2 Bde. Stuttgart 1955 und 1962, S. 15: WANKMÜLLER, Armin: Loewig, Carl Jakob. In: DABio (1975), Bd. 1, S. 382.; WANKMÜLLER, Armin: Loewig, Karl Jacob. In: NDB (1987), Bd. 15, S. 109f.; BUFF, Heinrich: Erklärung veranlasst durch die Schrift: Der Chemiker Dr. Justus Liebig in Giessen vor das Gericht der öffentlichen Meinung gestellt von Dr. Carl Löwig, Professor der Chemie in Zürich (Zürich, bei Orell, Füssli u. Comp 1833.). Heidelberg 1833; SIEGEL, Jay S.: 175 Years of Chemistry at the University of Zurich: Tradition, Dedication and Vision. In: Chimia 62 (2008), S. 68–74; F[ISCHER], B.: Loewig †. In: PZ 35 (1890), S. 203f.; WANKMÜLLER, Armin: Das Pharmaziestudium an der Universität Zürich von 1833– 1850. In: Pharmaceutica Acta Helvetiae 46 (1971), S. 257–262; DOBLER, Friedrich: Löwig, Carl Jakob. In: François Ledermann (Hrsg.): Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Schweizerischen Apothekervereins. Schweizer Apothekerbiographie. Mosaiksteine zur Geschichte des Schweizerischen Apothekerverein (1943 bis 1992). Bern 1993 (Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie; 12); S. 229f.; SEYFERTH, Dietmar: The Rise and Fall of Tetraethyllead. 1. Discovery an Slow Development in European Universities, 1853–1920. In: Organometallics 22 (2003), S. 2346–2357; MARKGRAF, […]: Loewig, Carl Jakob. In: ADB (1906), Bd. 52, S. 105f.; HAUPT, Bettina: Deutschsprachige Chemielehrbücher (1775–1850). Stuttgart 1987 (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie; 35); ursprünglich Diss. rer. nat. Marburg 1984, S. 17, S. 212 und S. 289; HANSEN, Hans-Jürgen: Löwig, Carl Jakob. Bern, Historisches Lexikon der Schweiz, 15. Juli 2008, URL: http://www.hls-dss-ch/textes/d/D45056.php; DROSSE , Stefan / Christoph FRIEDRICH: Eine verpasste Entdeckung des Broms und die wahre Geschichte der Eliza Doolittle. Leben und Wirken des Apothekers Carl Jakob Löwig (1803–1890). In: Geschichte der Pharmazie 65 (2013), S. 35–41.
Abbildungen:
Zusammenfassende Würdigung:
1825 entdeckte der Apotheker Carl Jakob Löwig in den Salinen seines Geburtsortes Bad Kreuznach – unabhängig von Antoine Jérôme Balard (1802–1876) – das chemische Element Brom. Obgleich er nur wenige Jahre in Bad Kreuznach tätig war, trugen seine Arbeiten zum Brom und dessen präparative Darstellung aus der Sole dazu bei, die frühe Ära des Kurortes als ‘Brom- und Jod-Zeit’ zu charakterisieren. Im Verlauf seiner bemerkenswerten akademischen Karriere erlangte Löwig als organischer Chemiker einen international bedeutenden Ruf und prägte die Forschung und Lehre seiner Zeit in nicht unerheblichem Maße. Unter seinen Züricher Studenten befand sich Julius Lothar Meyer (1830–1895), der später, unabhängig von Dimitrij Mendelejew (1834–1907), ein periodisches System der Elemente aufstellte. Erwähnung verdient ferner der amerikanische Geologe und Agrarwissenschaftler Eugene Woldemar Hilgard (1833–1916), der von 1849 bis 1850 Löwigs Laborassistent war und als Begründer der wissenschaftlichen Bodenkunde gilt. Der Nachhall Carl Löwigs ist vielleicht sogar weniger den Ergebnissen seiner wissenschaftlichen Arbeit zuzuschreiben als dem starken Eindruck den er als Mensch und akademischer Lehrer bei seinen Weggefährten und Schülern hinterließ. Insbesondere sein Einfluss auf die Ausbildung von Chemikern und Pharmazeuten mag, da Löwig im Vergleich zu manchen seiner wissenschaftlichen Kollegen zurückhaltender auftrat, im Rückblick unterschätzt werden. In den Augen seiner Zeitgenossen stand er sehr wohl in der ersten Reihe. Von Löwig wurden fast zweitausend deutsche Apotheker examiniert, und anlässlich seines 50jährigen Promotionsjubiläums stifteten seine ehemaligen Schüler das ‘Löwig-Stipendium’. Viele seiner Studenten und Assistenten traten mit bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen hervor und dürften in nicht unerheblichem Maß durch sein Vorbild geprägt worden sein.
Dr. Stefan Drosse
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