Haus der Stadtgeschichte und Stadtarchiv

Lehmann, Julius

Lehmann, Julius

Nachname:
Lehmann
Vorname:Julius
genannt: 
Religion:
jüd.
geboren:

Kreuznach 1.8.1868

gestorben: Theresienstadt 25.6.1944
Vater:
Lehmann Isaak *Gissigheim 14.3.1825  Kreuznach 31.7.1913; Kantor, Religionslehrer
Mutter: Mayer Babette *Neidenstein 3.4.1831  Kreuznach 16.6.1895
curriculum vitae:
1897 als Teilhaber der Firma „Julius Wolf Witwe“ Möbelhändler in Bad Kreuznach, Hochstr. 4; ab 1899 Inhaber der Firma „Julius Wolf Witwe“, Bettenfabrik und Möbelhandel in der Mannheimer Str.7/Ecke Bocksgasse (bis vermutlich Ende 1933), erzwungene Geschäftsaufgabe. Schreinermeister Gustav Ströher übernimmt 1934 das Möbel- und Bettenhaus; Lehmann wird von Bad Kreuznach am 27.07.1942 deportiert, Transport III/2, Nr. 223 (28. 07.1942 von Köln nach Theresienstadt)
Heirat:
1.Thekla Ellenbogen *Bruchsal 15.4.1871 Kreuznach 21.1.1923 verh. Bruchsal 21.5.1895; 2. Klara Wolf Sobernheim *16.1.1885 †Auschwitz 9.10.1944 
Kinder:aus 1. Bertha Lehmann *Kreuznach 17.4.1896;
aus 2. Karl Ben-Izhak Lehmann *Kreuznach 28.11.1924 6.10. 1992 in Israel
Parteimitgliedschaften/ Vereinsmitgliedschaften:

Auszeichnungen/ Orden:
Veröffentlichungen der Person:
Julius Lehmann schaltete meist großformatige Werbeanzeigen im Öffentlichen Anzeiger KH, mit unterschiedlichen, meist langen Texten und Angeboten, z.B.: OeA 9.7.1927: Mit stilisiertem Kreuznacher Wappen und der Devise „Nur das Gute bricht sich Bahn“, OeA 30.7.1927: „Der Erfolg der Werbewoche (wird verlängert)“, OeA 3.8.1927: „... ein prachtvolles Geschenk im Werte von 20 Mark!“, OeA 10.8.1927: „Bettenkauf ist Vertrauenssache“, OeA 14.8.1927: „Sie sparen viel Geld“, OeA 17.8.1927: „Bürger der Stadt Kreuznach, Bauersleute der ganzen Umgebung … Ich habe mein Geschäft vergrößert, ich habe meine Ausstellungsräume sowohl wie meine Verkaufsräume der Neuzeit entsprechend renoviert. Aber damit bin ich nicht zufrieden und bleibe nicht stehen, sondern ich habe noch viel viel mehr vor! Aber langsam und sicher, wie jener berühmte römischer Feldherr, dem seine Freunde den Beinamen „Cunctator“ gaben, d.h. „der Zauderer“. Denn dieser Feldherr hat durch sein Zaudern seine Feinde besiegt, während seine Vorgänger durch allzu stürmisches Vorgehen das Gegenteil erzielten …“, ÖA 23.12.1933: „Totalausverkauf“ Möbelgeschäft
Veröffentlichungen zur Person/ Werkverzeichnis:

https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/20585-julius-lehmann/; https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/20589-klara-lehmann/; Nachweis Klara Lehmann im NS-Dokumentationszentrum Köln: https://museenkoeln.de/NS-DOKUMENTATIONSZENTRUM/default.aspx?s=1214&id=904&buchstabe=L; Franziska Blum-Gabelmann, Die Bocksgasse – der Bocksbrunnen in: Stadt Bad Kreuznach, Stadtarchiv (Hrsg): Geschichtshäppchen um Viertel vor Sechs. Bad Kreuznach 2019, S. 22-23; Andrea Fink, Jüdische Familien in Bad Kreuznach. Vom 18. Jahrhundert bis zum ersten Weltkrieg. Bad Kreuznach 2001, S. 54; Jubiläumsschrift 150 Jahre Große Karnevalsgesellschaft Kreuznach Saison 1996, Chronik des Vereins S. 48 ff; Edgar Mais: Wiedergutmachung? Birkenfeld 1992, S. 162.

Abbildungen:

Das Weinetikett „Boxberger Zaudertröpfchen 1928er“ für die Grosse Karnevalsgesellschaft Kreuznach zeigt Julius Lehmann als römischen Feldherrn, im Hintergrund sein Möbelgeschäft (Zeichnung F.Steiger), Zusatz: Julius Cunctator (Zauderer) – odeant, dum metuant (lass sie hassen, wenn sie mich nur fürchten); die Große Karnevalsgesellschaft gestaltete ab 1908 die Weinflaschen ihrer Veranstaltungen mit humoristischen Illustrationen, die auf das damalige Zeitgeschehen Bezug nahmen. Das „Boxberger Zaudertröpfchen“ spielt auf die Werbetätigkeit von Julius Lehmann an und seine Anzeige im ÖA vom 17.8.1927.
StAKH MS Wein Friedrich Steiger

Zusammenfassende Würdigung:

Julius Lehmann war ein jüdischer Geschäftsmann in Bad Kreuznach. Mindestens 33 Jahre lang führte er sein Möbelgeschäft (Verkauf und Manufaktur) in der Mannheimer Str.7/Ecke Bocksgasse. Er investierte viel in wortreiche Werbeanzeigen. Marketing beherrschte er gut: mit unterschiedlichen Zielgruppenansprachen, mit wechselnden Angeboten und Zusatzgeschenken und vor allem mit dem Versprechen eines hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses. Schließlich hatte er sich auch gegen Konkurrenz in der Stadt durchzusetzen: Das Möbelhaus G. Reinhardt (Kaufhaus in KH, Mannheimer Str. 119,121,123) zum Beispiel warb im ÖA vom 25.9.1927 mit der Zeichnung eines Schlafzimmers und versprach eine „Fahrstuhlverbindung nach allen Stockwerken“. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten gezwungen, sein Geschäft aufzugeben. Während seinem Sohn Karl (im Alter von 14 Jahren) die Auswanderung nach Israel gelang, wurden Julius Lehmann und seine Frau Klara 1942 deportiert und 1944 in den Konzentrationslagern Theresienstadt (Julius) und Auschwitz (Klara) ermordet.

Britta Lehnazurück


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