Herbst, die Zeit der Trauer - Pflegearbeit auf dem Ehrenfriedhof Lohrer Wald wird intensiviert

Steffen Büsselberg befreit Gedenksteine von Herbstlaub


Steffen Büsselberg befreit den Gedenkstein von Laub, so dass Elisabeth Fust am Grab ihres Vaters ein Licht aufstellen kann.

Am Tag vor Allerheiligen besuchte Elisabeth Fust mit ihrem Mann Johannes den Ehrenfriedhof. Sie stellte ein Grablicht an den Gedenkstein mit dem Namen ihres Vaters. Heinrich Hermes (1903-1945) starb als Kriegsgefangener. Er lebte mit seiner Familie in der Hansestadt Warburg und arbeitete bei der Stadtverwaltung in der Nachbarstadt Kassel. Die Tochter durfte ihn dort besuchen und im Büro die „Bleistifte anspitzen“, hat sie schöne Erinnerungen. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg und Heinrich Hermes wurde zur Wehrmacht eingezogen. Die traurige Nachricht von seinem Tod in Kriegsgefangenschaft erfuhr seine älteste Tochter Elisabeth von Kindern, die auf am Heimweg von der Schule auf der Straße ihr zuriefen „Dein Vater ist tot“. Die Gedenkstätte im Lohrer Wald besucht Elisabeth Fust, die mit ihrem Mann in Mainz wohnt, zweimal im Jahr. Auch ihre vier Söhne waren schon am Grab des Großvaters.  

Der Monat November ist eine Zeit der Trauer, der 13. November (Volkstrauertag) und der 20. November (Totensonntag) sind hohe Feiertage. Die Wochen vorher sind für Steffen Büsselberg sehr arbeitsreich. Dafür sorgt der Herbst. Mit dem Laubbläser und Geschick wirbelt er die Blätter über die Mauer in den Wald, zuweilen kämpft er gegen den Wind, dem er aber überlistet, indem er mit seinem Gebläse einen Richtungswechsel vornimmt. Außerdem wird der Rasen gemäht und die Gedenksteine gesäubert und von Unkraut freigeschnitten.

Kleine Blätterkunde: Deutsche Eiche, Roteiche, Bergahorn, Buche (v.l.)

Büsselberg liebt seine Arbeit: „Ein Traumjob. „Die frische Luft macht den Kopf frei und nach getaner Arbeit sind die Knochen müde. So soll es sein.“  Seit 2020 ist er bei der Friedhofsverwaltung festangestellt, nach zwei Praktika.  Zuvor war er lange Jahre in einem Elektrofachgeschäft in einer Führungsfunktion, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen dort nicht mehr arbeiten.  An diese Zeit denkt er nicht mit Wehmut zurück.  „Ich war schon als Kind am liebsten Draußen“, erzählt er. Er wühlte in Omas Garten und fuhr mit dem Fahrrad und im Winter mit dem Schlitten in die Natur. Seine Lieblinge auf dem Ehrenfriedhof sind die prächtigen Bäume, insbesondere die mächtige Roteiche mit ihren schönen Riesenblättern in gezackter Form. Außerdem verlieren Bergahorn, Buche und Stileiche (bekannt als deutsche Eiche) nach und nach ihr buntes Blätterwerk, das wie Schnee von den Bäumen rieselt oder im Wind tanzend in den Wald weht.  „Die fiesesten Blätter sind die von den Stileichen, die sich in den Schlingpflanzen am Boden verhaken und kaum zu entfernen sind“. Ärgerlich daher, denn wenn das nasse Laub liegen bleibt, „pilzt“ der Rasen. Allen Widrigkeiten zum Trotz ist Grabfeld vor und an den Gedenktagen in bestmöglichem Zustand.

Es rieselt Blätter

Gelegentlich kommt er mit den Besuchern des Ehrenfriedhofes ins Gespräch, erfährt etwas von dem Schicksal der Menschen, die die Gefangenenlager auf den Rheinwiesen in Bretzenheim oder am Kreuznacher Galgenberg nicht überlebten. Gegenwärtig ist dabei auch der Ukrainekrieg, so zum Beispiel bei einem Gräberpflegeprojekt von 70 Schüler(innen) des Gymnasiums an der Stadtmauer im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahren im März dieses Jahres. Organisiert hatte das Projekt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Der von Russland angezettelte Krieg gegen das Nachbarland Ukraine hat vielen tausend Menschen -  nicht nur Soldaten - das Leben gekostet (Schätzungen gehen sehr weit auseinander). Laut Zählungen des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) hat der Krieg bis zum 23. Oktober 2022 mindestens 6.374 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung gefordert, darunter mindestens 402 Kinder. Auch an ihren Gräbern werden Menschen (Familien, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn) trauern und hoffen, dass es endlich Frieden werde.

Ehrenfriedhof Lohrer Wald

Die 1.300 Toten aus verstreuten Gräbern von den Bad Kreuznacher Friedhöfen, die verstorbenen Kriegsgefangenen vom Galgenberg und von Bretzenheim wurden auf die Ruhestätte "Lohrer Wald" überführt, außerdem 300 Tote aus den von den Amerikanern angelegten Begräbnisstätten Ingelheim, Weiler Wald und Aulenbach bei Baumholder sowie 250 aus Gemeinden der Kreise Alzey, Bingen, Simmern und. Der Ehrenfriedhof wurde in den Jahren 1951-1953 im Auftrag des Volksbundes mitten im Lohrer Wald angelegt.

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