Geologe und Geograph Dr. Bert Rein hat im Auftrag der BKEG vier Wochen lang Radon in Grundstücken im Gewerbepark General Rose und im Rheingrafenblick gemessen. Allein im Rheingrafenblick waren es 40 Messstellen, wo die Dosimeter in den Boden eingelassen wurden. Die gemessenen Werte bewegen sich im Grenzbereich der Vorsorgestufen Stufe I und II. Erst ab Stufe III, das heißt ab 100 KiloBequerel, werden besondere Schutzmaßnahmen bei Neubauten empfohlen. In Stufe I reichen die Abdichtungen, die ohnehin bei Neubauten bereits üblich sind (z.B. gegen Feuchte). Bei Werten in Stufe II schützt eine radondichte Folienabdichtung unter der Bodenplatte und an den vertikalen erdberührenden Wänden. Diese Investition verursacht geringfügig Mehrkosten mit unter einem Prozent Anteil an den Gesamtkosten. Dies bestätigte auch Markus Keber, Baustoff-Fachmann der Firma Beinbrech, den die Oberbürgermeisterin gemeinsam mit anderen Experten aufs Podium eingeladen hatte. Keber hatte auch eine radondichte Folie mitgebracht, die bei Neubauten in die Bodenplatten eingezogen werden. BKEG-Geschäftsführer Dietmar Canis erklärte, dass das Radon in allen Grundstücken gemessen wird und in den Kaufverträgen auf eine mögliche Radonkonzentration hingewiesen wird.
Aufwändiger gestaltet sich der Schutz in bestehenden Gebäuden. Inbesondere in Altbauten mit Lehmböden oder sogar offenen Brunnen im Keller könnten hohe Radonkonzentrationen gemessen werden. Wer da sicher sein will, dem empfiehlt Dr. Rein Messungen. Zwei Dosimeter, die ein Jahr lang im Keller bzw. in einem Wohnraum aufgestellt werden, kosten jeweils 30 Euro (inklusive Auswertung).
Bei den Medizinern ist umstritten, ob Radon das Krebsrisiko erhöht. Dies verneint Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel, medizinischer Leiter des Radonstollens, in dem Rheumapatienten therapiert werden . Selbst in der ehemaligen DDR, in den Regionen, in denen Erz abgebaut wurde, habe man das mit Statistiken nicht nachweisen können, mit Ausnahme der Bergleute, die mit Radon unmittelbar über einen langen Zeitraum beim Abbau unter Tage in Berührung kamen. Der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg bestätigte, dass es im Landkreis Bad Kreuznach keine belegbaren Hinweise auf einen Zusammenhang mit Radon und Krebserkrankungen gibt. Er gab aber einen praktischen Rat. „Wer nicht raucht, der senkt auf jeden Fall deutlich sein Lungenkrebsrisiko.“
Für Radon gibt es aktuell keine Grenzwerte. Jürgen Lottmann, Sachverständiger für Umweltfragen und einstiger Umweltchef der Kreditanstalt für Wiederaufbau in Frankfurt (KfW), wies aber auf die Gesetzes-Initiative der EU hin. Bei Neubauten werde in Deutschland 100 Bequerel pro Kubikmeter Raumluft als den Wert angestrebt, bei dem besondere baulichen Schutzmaßnahmen getroffen werden sollen. Die Vorstellungen über den tatsächlichen Grenzwert schwankten bei den Mitgliedstaaten beträchtlich. Auch Lottmann bekräftigte zum Abschluss. „Radon ist in Bad Kreuznach kein besonderes Problem“.
Foto: Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer hatte eine Expertenrunde zum Thema Radon eingeladen: Dr Bert Rein, Markus Keber, Dr. Ernst-Dieter Lichtenberg, Sanitätsrat Dr. Hans Jöckel und Jürgen Lottmann.