Schülerarbeit über die wechselvolle Geschichte des Bismarck-Denkmals


Nicht mit Konfliktregionen im Nahen Osten oder mit anderen Brennpunkten in der weiten Welt wollte sich Felix Kerth befassen. „Ich wollte am liebsten über etwas schreiben, was mit unserer nahen Umgebung zu tun hat“. Gewissermaßen „Geschichte zum Anfassen“. Seine Geschichtslehrerin Christine Maillet kennt das Stadtarchiv von Besuchen und machte den Vorschlag, als Thema für seine Facharbeit Bismarck und Bad Kreuznach zu wählen. Das weckte auch bei dem Schüler die Neugier: „Ich fragte mich also, warum ausgerechnet Bad Kreuznach eine solche Hinwendung und Bewunderung zu Bismarck gezeigt hat? Ich fragte mich auch, was wohl der Anlass für die Verleihung der Ehrenbürgerrechte oder für den Bau eines Denkmals war. Ebenso wollte ich herausfinden, warum dieses Denkmal schon  so oft gezwungen war, seinen Standort zu wechseln“, schreibt Felix in seinem Vorwort.

 Durch seine vielen Besuche und stundenlangen Recherchearbeiten im Stadtarchiv hat er nicht nur viele Antworten auf seine Fragen gefunden. „Beim Lesen der Zeitungsartikel und der alten Stadtratsprotokolle  konnte ich auch einen äußerst interessanten Einblick in das damalige Alltagsleben gewinnen, das gar nicht so verschieden war wie unser heutiges Leben.“ Hilfreich zur Seite stand ihm dabei nicht nur Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann. Auch Stammgäste des Archivs, wie der Historiker Dr. Martin Senner gaben dem jungen Mann so manchen wertvollen Tip.

 Oberbürgermeisterin Dr.Heike Kaster-Meurer gratulierte dem jungen Geschichtsforscher zu der gelungenen Arbeit bei einem Treff am Bismarck-Denkmal auf der Roseninsel. „Felix hat Details aus dieser Zeit erarbeitet, die so sicherlich den allermeisten nicht bekannt sind.“ Auch fürs Schulzeugnis hat es sich gelohnt. Die Lehrerin bewertete die Facharbeit mit elf Punkten (Note Gut).

Auf 15 Seiten hat Felix Kerth lesenswertes zum Reichskanzler Otto von Bismarck erarbeitet. Hier eine kurze Zusammenfassung:

 Am 1. April 1895 wurde zum ersten Mal in der Geschichte Bad Kreuznachs das Ehrenbürgerrecht verliehen, nämlich keinem Geringeren als Fürst Otto von Bismarck, der an diesem Tag seinen 80. Geburtstag feierte. Zu jener Zeit nahm der ehemalige Reichskanzler 450 Ehrenbürgerschaften an. Um in dieser gigantischen Zahl nicht unterzugehen, entschied der Winzer Knobloch aus Bad Kreuznach, Otto von Bismarck eine Prunkflasche gefüllt mit Nahewein mit dem Fassungsvermögen von 6,7 Litern zu senden.  Sechs Wochen zuvor kam das Thema Ehrenbürgerschaft erstmals in den Stadtrat, laut Stadtratsmitglied Anheuser, war dies „nicht nur der Herzenswunsch der Antragsteller, sondern der ganzen Stadt“. Die einzige Sorge des Dr. Engelmann war, dass eine bloße Ehrenbürgerurkunde nicht ausreiche, um den Fürsten genug zu würdigen. Da er schon nach Fertigstellung der Wasserleitung daran gedacht habe, regt er nun wieder den Bau eines Monumentalspringbrunnens an.

Zwischen Bismarcks Entlassung durch Kaiser Wilhelm II und dem Beginn des Ersten Weltkrieges entstanden in Deutschland 500 Bismarck-Denkmäler. Das Kunstwerk von Hugo Cauer (1864-1918) wurde am  24. Juli 1897 auf dem Kornmarkt, der damals auf Bismarckplatz umgetauft wurde, als Bismarck-Monumentalbrunnen (2,20 Meter hoch) feierlich eingeweiht. Am Sockel  spien zwei Löwenköpfe Wasser in das vorgebaute Becken. Zu seinen Füssen, befand sich auf dem Sockel sitzend, die Borussia, eine Allegorie Preußens.    

40 Jahre später  musste Bismarck seinen Platz verlassen, da die Nationalsozialisten den Platz, wieder Kornmarkt genannt, für ihre Aufmärsche vergrößern ließen. In 37 Leserbriefen wurde die Wiederaufstellung des Denkmals gefordert. Doch die Suche nach einem geeigneten Standort verlief schwierig. Es wurde eine Bismarck-Attrappe angefertigt und an verschiedenen Plätzen getestet.  Auf dem Holzmarkt fand der alte Staatsmann schließlich ein neues Zuhause. Ihm zu Ehren sollte eine neue Grünanlage geschaffen und die öffentlichen Toiletten verlegt und eine Waage entfernt werden.  Die Bevölkerung war von dem neuen Standort allerdings wenig begeistert und empfand ihn unwürdig.

Dem Zweiten Weltkrieg fiel auch der Bismarck-Brunnen zum Opfer. Das Bronze-Material kam in die Altmetallsammlung für die Kriegswaffenproduktion. Karl Geib konnte zumindest die Bismarck-Statue retten. Nach mehrfach missglückten Anträgen wurde auf Antrag der FDP am 17. Februar 1965 die Wiederaufstellung beschlossen. Die Restaurierungsarbeiten übernahm Hanna Cauer, die Nichte des Denkmalschöpfers Hugo Cauer. Seither steht das Denkmal auf der Roseninsel, seit 2004 nach Ende der Hochwasserschutzarbeiten an einem etwas sicheren Platz, „weitgehend unbeachtet. Es dient mehr der Verschönerung der Umgebung und wird wahrscheinlich zukünftig keine größeren Kontroversen mehr auslösen“, schreibt der Autor in seinem Schlussteil.

Auch wenn Bismarck alles andere als ein Freund der Demokratie war. Als großer Staatsmann hätte er mehr Respekt im Umgang mit seinem Denkmal verdient, meint Felix Kerth. „Wenn man auf die über einhundert Jahre alte Geschichte des Denkmals zurückblickt, kann man nur feststellen, dass es sich um ein Trauerspiel handelt. Die Statue, von einem berühmten Künstler erschaffen, wird von einem Platz zum nächsten verschoben und so behandelt, als ob sie keinen historischen Wert für Bad Kreuznach hätte.“

Vor Ort sagte Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer dem jungen Mann zu, dass der eine Buchstabe und die Jahreszahl, die von der Inschrift abgefallen sind, ersetzt werden.  

 

Nach dem Abitur im nächsten Jahr will Felix Kerth ein Studium beginnen, Auf ein Fach will er sich noch nicht festlegen. Jetzt sind erstmals Ferien für den Kapitän der Fußball-A-Jugend des SV Norheim, der auch am Aufstieg der ersten Mannschaft in die Kreisliga beteiligt war.

 

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