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Kirchenbuchforscher-Duo geht kein Lutheraner "durch die Lappen"
Dabei wird das Buch von vielen Menschen in den beiden Stadtteilen bzw. in der Ortsgemeinde mit Spannung erwartet. Lassen sich doch dort heraus die Stammbäume von Familien bis ins 17. Jahrhundert, einige sogar bis ins 16. Jahrhundert, herauslesen: Geburten, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen in den Familien Emrich, Fischborn, Geraeus, Bretz, Zehmer, Waldorf und vielen, vielen mehr. Bei ihren Recherchen haben die Beiden auch so manche Fehler entdeckt, die sie auch alle belegen können, betont Michaela Koerwer. „Auch Pfarrer können irren“, schmunzelt Udo Ebbinghaus und nennt als Beispiel eine Vornamensverwechslung bei zwei Schwestern, die sich durch den ganzen Stammbaum zieht und nun korrigiert werden kann.
Bei ihrer Recherche beschränken sie sich nicht nur auf die Kirchenbücher der drei Orte, sondern werten Aufzeichnungen in bis zu 40 Kilometer entfernten Orten aus, auch aus den Archiven in Boppard, Darmstadt und Speyer. Dabei übersetzt Udo Ebbinghaus Texte aus dem Lateinischen. Wegen der gemischten Ehen sind die katholischen Quellen, wie das Diözesanarchiv in Mainz, von Interesse. Udo Ebbinghaus erhielt eine Einweisung durch Professor Battenberg, leitender Archivarin Darmstadt, beim Entziffern der gotischen Kursive. Michaela Koerwer besuchte bei der VHS in Inzigkofen (Baden-Württemberg) einen Schriftenkurs.
Udo Ebbinghaus hat sich als Hobbyforscher im Ruhestand noch eine zweite Mammut-Aufgabe vorgenommen. Er arbeitet an einem Buch, in dem alle Lutheraner in Bad Kreuznach erfasst sind, insbesondere jene zwischen 1710 und 1795. "Die Franzosen haben 1795 das Kirchenbuch zerrissen und dies Jahre später als bösen Fehler bereut." Denn für die Erhebung von Steuern wäre dieses Dokument die beste Grundlage gewesen. Für diese Arbeit liegt ihm im Stadtarchiv, wo er Stammgast ist, umfangreiches historisches Material vor: Protokolle über Stadtratssitzungen, Versteigerungen, gerichtliche Verfahren und Testamente, um nur einige Quellen zu nennen.
Was motiviert zwei Menschen zu so einem aufwändigen und zum Teil mühsamen Hobby?
"Ich wollte die Geschichte Ippesheims aufarbeiten und habe dabei den Rat bekommen, ein Kirchenbuch zu erstellen", sagt die gebürtige Dresdnerin, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Bad Kreuznach kam, wo ihr Vater Arbeit fand. 1978 kaufte sie sich mit ihrem Mann ein Haus in Ippesheim. Für Udo Ebbinghaus, 41 Jahre lang Lehrer an der Regionalschule in Sprendlingen, ist es das Interesse an seiner Familiengeschichte gewesen, da ein Teil seiner Vorfahren aus Bad Kreuznach, Bosenheim, Planig und Biebelsheim stammt.
Beiden ist letztendlich das widerfahren, was viele andere vor und vermutlich nach ihnen erleben: Wenn einem erst mal das Forschungsfieber packt...